Sonntagsgedanken 7. Juni 2020: Beziehungssache
In den letzten Wochen haben wir festgestellt, wie wichtig und nützlich heutzutage die digitale Kommunikation ist über Messenger-Dienste auf dem Smartphone, Videokonferenzen über den Laptop oder spezielle Kommunikationsplattformen im Internet für die Schule. Vieles geht damit im Moment nur noch oder besser. Aber ich bemerke auch zunehmend wie sich junge und alte Menschen sehnen nach direkter Begegnung von Mensch zu Mensch oder Face-to-face wie man auch sagt. Jemandem spürbar nahe sein können, ihm die Hand geben, sie freundschaftlich umarmen können. Das brauchen wir. Mit anderen direkt zusammensitzen können, und nicht nur in einem Chat-Room oder vor dem Bildschirm, das wünschen sich viele. Und das zeigt: Wir Menschen brauchen Beziehungen, brauchen Kontakte. Und vor allem: Brauchen menschliche Wärme und Nähe, die wir in der direkten Begegnung am besten spüren können. Auch ich freue mich darauf, wenn diese menschliche Nähe wieder mehr direkt zu erleben und zu spüren ist.
Heute am Sonntag Trinitatis, also am sogenannten Dreifaltigkeits-Sonntag, erinnern wir uns daran, dass auch Gott einer ist, der immer in Beziehung ist. Schon er selbst ist nicht einer allein. Er ist einer auf drei Weisen. Die eng und fest miteinander verbunden sind. Und im Namen dieser drei Weisen beginnen wir jeden Gottesdienst: Nämlich im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dieser dreiseitige Gott ist sozusagen Schirmherr, wenn wir uns treffen, um zu hören, was Gott uns zu sagen hat und um uns von ihm etwas Gutes tun zu lassen. Und wir die Möglichkeit haben, ihn zu loben, ihm zu danken, ihm unser Leid zu klagen oder ihn um etwas zu bitten. Wir sind in Kontakt mit Gott, stehen in Beziehung zu ihm. Und er mit uns. Er wiederum steht quasi intern in ständigem Kontakt mit seinen drei Seiten: der Vater und Schöpfer der Welt, der Sohn Jesus Christus, der als Mensch zu uns gekommen ist und uns Gottes Liebe erlebbar gemacht hat. Und der Geist, die göttliche Kraft in uns, die uns Gott spüren, ihm vertrauen und anderen in Liebe begegnen lässt. Die kommunizieren untereinander. Und wir erleben diesen einen Gott auf drei Weisen: Als der Gott, der die Welt und uns ausgedacht und gemacht hat. Als der Gott, der uns menschlich nah ist. Und der Gott, der uns Kraft zum Vertrauen, zur Liebe und zur Zuversicht gibt und uns mit sich und mit uns Menschen untereinander verbindet.
Vielleicht kann man diesen dreifaltig oder
dreiseitig erlebbaren Gott auch ein bisschen vergleichen mit einem digitalen
Heimnetzwerk: An die Internetsteckdose im Haus schließe ich einen Router, eine
Haupt- und Verteilstation an. Bei mir zu Hause gehen drei unterschiedliche
Internet-Funktionsstränge von diesem Heimnetzwerk ab. Ich kann telefonieren.
Ich habe Computer und Drucker direkt mit dem Router verbunden. Und ich kann
über die drahtlose WLAN-Verbindung Laptops und Handys mit dem Internet
verbinden. Das eine Internet ist über das eine Heimnetzwerk auf verschiedene
Weisen nutzbar und erlebbar. Über das Internet kann zwar eine Verbindung
zwischen Menschen hergestellt werden. Toll, dass es diese Möglichkeit gibt,
erst recht in Zeiten der Kontaktbeschränkungen. Aber den direkten Draht zu Gott
und die direkte Begegnung mit anderen Menschen ersetzt sie nicht. Warum? Weil
das Internet keine menschlich spürbare Nähe mit Herz herstellen kann. Die
erleben wir nur in der direkten Begegnung mit anderen Menschen oder mit Gott.
Und diese Nähe wirkt letztlich der eine Beziehungs-Router in Form des
dreiseitigen Gottes. Der stellt uns als Gott Vater mit Welt und Himmel
Begegnungsorte überhaupt erst zur Verfügung. Der lässt uns in seinem Sohn Jesus
Christus seine Liebe menschlich nah erleben. Und er verbindet uns als Geist
Gottes mit der Kraft der Liebe mit ihm und als Menschen untereinander. Was für
ein toller und naher Beziehungs-Gott!
Dazu Passendes aus der Bibel:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns mit seinem Geist reich beschenkt und uns durch Christus Zugang zu seiner himmlischen Welt gewährt. Schon vor Beginn der Welt, von allem Anfang an, hat Gott uns, die wir mit Christus verbunden sind, auserwählt. Er wollte, dass wir zu ihm gehören und in seiner Gegenwart leben, und zwar befreit von aller Sünde und Schuld. Aus Liebe zu uns hat er schon damals beschlossen, dass wir durch Jesus Christus seine eigenen Kinder werden sollten. Dies war sein Plan, und so gefiel es ihm. Mit all dem sollte Gottes herrliche, unverdiente Güte gepriesen werden, die wir durch seinen geliebten Sohn erfahren haben. Durch Christus, der sein Blut am Kreuz vergossen hat, sind wir erlöst, sind unsere Sünden vergeben. Und das verdanken wir allein Gottes unermesslich großer Gnade. Ja, in seiner Liebe hat er uns überreich beschenkt: Er hat uns mit Weisheit erfüllt und uns seinen Willen erkennen lassen. Sein Plan für diese Welt war bis dahin verborgen, doch nun hat er ihn uns gezeigt. Durch Christus verwirklicht er ihn genau so, wie er es sich vorgenommen hat. So soll, wenn die Zeit dafür gekommen ist, alles im Himmel und auf der Erde unter der Herrschaft von Christus vereint werden. Weil wir nun zu Christus gehören, hat Gott uns als seine Erben eingesetzt; so entsprach es von Anfang an seinem Willen. Und was Gott einmal beschlossen hat, das führt er auch aus. Jetzt sollen wir mit unserem Leben Gottes Herrlichkeit für alle sichtbar machen, wir, die wir schon lange auf unseren Retter gewartet haben. Durch eure Verbindung mit Christus gelten diese Zusagen auch für euch, die ihr erst jetzt das Wort der Wahrheit gehört habt, die gute Botschaft von eurer Rettung. Nachdem ihr diese Botschaft im Glauben angenommen habt, gehört ihr nun Gott. Er hat euch sein Siegel aufgedrückt, als er euch den Heiligen Geist schenkte, den er jedem Glaubenden zugesagt hat. Ihn hat Gott uns als ersten Anteil an unserem himmlischen Erbe gegeben, und dieser Geist verbürgt uns das vollständige Erbe, die vollkommene Erlösung. Dann werden wir Gott in seiner Herrlichkeit loben und preisen. (Epheser 1,5-14; aus: Hoffnung für alle)
Wer beten möchte:
Mit Worten aus Psalm 113 (EG 766):
Oder:
Großer Gott, du hast Himmel und Erde geschaffen. Deine Herrlichkeit erfüllt das Weltall. Auch wir sind deine Geschöpfe. In Jesus Christus begegnest du uns. In ihm hast du unser Leben und Sterben geteilt. Dein Geist lässt uns leben und glauben. Liebe, Freundlichkeit und Vergebung aus deiner Fülle umfangen unser Leben. Dich, den Dreieinigen, loben und preisen wir.
Wir bringen vor dich die Menschen, an die wir denken und die deine Hilfe benötigen …
Und wir bringen ebenso vor dich, was uns freut und glücklich macht, aber auch was uns belastet und schwer auf dem Herzen liegt …
Großer Gott, wir vertrauen darauf: Bei dir sind alle und ist alles gut aufgehoben. Amen.
Bleibt weiter behütet und gesund!
Euer Pfarrer Norman Roth
PS: Wie immer die Bitte, diese Gedanke gerne auch zu teilen, vor allem mit denen, die nicht online sind. Vielen Dank!