Sonntagsgedanken 10. Mai 2020: Corona-Wunder-Lieder
Zur Zeit werden unterschiedliche Töne und Lieder angestimmt:
Trotz der immer weiteren Lockerungen nach dem Lockdown in der Corona-Krise bleiben Klagelieder: Die Situation von Kindern und Familien in schwierigen sozialen Verhältnissen verschärft sich. Den Kitas und damit den jungen Familien fehlt die klare Perspektive. Zu wenig sind diese Problematiken im Blick! Die Grenzen zu den europäischen Nachbarn sind weiter geschlossen und belasten die freundschaftlichen Kontakte. Wie sollen die Schulen den Präsenzunterricht für immer mehr Schulklassen in den nächsten Wochen unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen stemmen? Kulturschaffende wie Musiker, Sänger, Schauspieler, Künstler fühlen sich nicht wertgeschätzt. In vielen Bereichen drohen nach wie vor Insolvenzen und Arbeitslosigkeit oder tun sich leere Kassen auf.
Oder es werden Protestlieder angestimmt: Gegen die Einschränkung der Grund- und Freiheitsrechte während der Pandemie. Gegen eine scheinbar zu langsame Öffnung. Oder eine angebliche Corona-Hysterie. Gegen den – wie auch ich als Fußball-Fan für mindestens fragwürdig haltenden - baldigen Wiederbeginn der Fußball-Bundesliga.
Immer wieder werden Mahnlieder gesungen: Nicht zu schnell zu viele Lockerungen! Haltet Abstand und Euch mit Kontakten zurück! Es könnte uns sonst bald mit einer nächsten Corona-Welle ein „blaues Wunder“ drohen!
Und dann gibt es auch noch die sachlich-nüchternen Lieder von Wissenschaftlern, Behörden oder
Politiker*innen: So hat bei ihrem Besuch des Gesundheitsamtes in Kusel in
diesen Tagen die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine
Bätzing-Lichtenthäler den neuen „Dreiklang“ schon einmal vorgesungen, für den
Fall, dass es wieder zu einem Anstieg der Infektionen kommen sollte: „Testen,
Quarantäne und Nachverfolgung von Kontaktpersonen“.
Altbekannte
und neue Corona-Lieder überall. Von christlicher Seite heißt es an diesem
Sonntag „Kantate“, also „Singt!“: „Singt
dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“ (Psalm 98,1). Natürlich
könnten wir auch bei Kirchens in die vertrauten Corona-Lieder der vergangenen
Wochen einstimmen: Nur wenige Gottesdienste, nur wenige
Gottesdienst-Teilnehmenden. Abstand und Hygiene. Kein oder wenig Gesang
möglich. Und wenn dann nur mit Mundschutz. Kein Orchester, kein Chor. Und das
am Sonntag der Kirchenmusik! Wie ist es doch nur schrecklich mit all den –
vernünftigen – Beschränkungen! Aber, liebe Leute: Der Leitvers zum heutigen
Sonntag heißt: Singt Gott ein neues
Lied. Nämlich ein berechtigtes Hoffnungs-Lied. Die Italiener*innen haben es uns
seit Beginn der Corona-Krise vorgemacht mit ihrem allabendlichen Singen von den
Balkonen. Auch bei uns haben das viele schnell (wieder) neu entdeckt. Das
Singen als wundervolles Geschenk Gottes. Fröhliche, ermutigende Lieder
anstimmen gegen Klagen und Verzagen. Mit dem Singen der Seele etwas Gutes tun.
Und beim Singen in der Gemeinschaft auf Distanz merken: Wir gehören zusammen.
Wir sind füreinander da. Gemeinsam werden wir es schaffen. Welch Wunder! In
vielen Orten wird jeden Abend in den Häusern und Straßen gesungen oder
musiziert. Oder wie bei uns „Im Bränkelt“ zum Sonntags-Ausklang: „Von guten
Mächten“ oder „Und bis wir uns wiedersehn möge Gott seine schützende Hand über
dir halten“. In dieser Corona-Zeit belebt das Singen altbekannter und
vertrauter, vielleicht auch manch neuer Lieder. Und gibt den Blick frei auf
kleine Wunder, die wir auch in diesen schwierigen Zeiten erleben:
Da verläuft bei einer Vorerkrankten die Corona-Infektion überraschend mild. Da kaufen plötzlich verkrachte Nachbarn oder Familien wieder füreinander ein. Da schafft ein Kind aus schwierigen Familienverhältnissen im Homeschooling all seine Aufgaben bestens. Da verzichten Friseurinnen freiwillig auf die Hälfte ihres Gehalts, um den Betrieb zu retten. Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir von sehr hohen Infektionszahlen bis jetzt verschont geblieben. Natürlich kann man versuchen, all das mit vernünftigen Überlegungen zu erklären. Oder als positives Schicksal betrachten. Ich sehe darin kleine Fingerzeige des Himmels. Kleine Wunder Gottes im Corona-Alltag. Über sie freue ich mich. Für sie bin ich Gott dankbar. Für sie möchte ich auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten meinen Blick nicht verlieren. Diese kleinen Wunder lassen mir immer wieder ein Dank- und Loblied auf den wunderbaren Gott über die Lippen kommen.
Und
wenn das vielen mit mir gelingt. Dann schaffen wir es bestimmt, heute an
„Kantate“ statt der altbekannten Lieder der letzten Wochen gemeinsam, aber weiter
auf Distanz, ein fröhliches neues Hoffnungslied anzustimmen. So wie es schon
viele auf beachtliche Weise in den letzten Wochen jeden Abend getan haben. Und
damit für und mit uns die berechtigte Hoffnung hochgehalten haben, dass Gott
Wunder und Gutes bewirkt.
Wir müssen es nur sehen und davon singen wollen. Vielleicht trällern manche von uns heute sogar den alten, ein bisschen kitschigen Schlager von Katja Ebstein ganz neu: „Wunder gibt es immer wieder“.
Dazu Passendes aus der Bibel:
Als Jesus sich schon der Stelle näherte, wo der Weg vom Ölberg nach Jerusalem hinunterführt, brach die ganze Menge der Jünger in Jubel aus. Sie dankten Gott für die vielen Wunder, die sie miterlebt hatten. Laut sangen sie: »Gepriesen sei der König, der im Auftrag des Herrn kommt! Gott hat Frieden mit uns geschlossen. Lob und Ehre sei Gott hoch im Himmel!« Empört riefen da einige Pharisäer aus der Menge: »Lehrer, verbiete das deinen Jüngern!« Er antwortete ihnen: »Glaubt mir: Wenn sie schweigen, dann werden die Steine am Weg schreien.« (Lukas 19,37-40)
Wer beten möchte:
Wer singen möchte:
- Gottes Liebe/Hilfe/Freundschaft ist so
wunderbar (Kinderlied)
- Du meine Seele, singe (EG 302)
- Ein neues Lied aus "Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder" Nr. 56: Ich sing dir mein Lied
Wichtige Information:
Unter Beachtung der dann gültigen Corona-Schutzmaßnahmen werden die ersten Gottesdienste bei uns in der Kirchengemeinde an Pfingsten, also am „Geburtstagsfest der Kirche“, stattfinden: Pfingstsonntag 31. Mai 2020 um 10:30 Uhr in der Kirche Jettenbach und Pfingstmontag 1. Juni 2020 um 10 Uhr im Bürgerhaus Bosenbach (hier wegen begrenzter Plätze bitte mir Voranmeldung im Pfarramt). Ein Corona-Sommer-Gottesdienstplan und weitere Informationen folgen.
Bleibt behütet und gesund!
Euer und Ihr Pfarrer Norman Roth
PS: Wie immer die Bitte, diese Gedanken auch an diejenigen weiterzugeben, die nicht online sind. Vielen Dank!