In diesem Frühjahr macht sich die Müdigkeit bei Frauen und Männern, Mädchen und Jungen gleichsam breit. So mein Eindruck aus den letzten Tagen und Wochen. Aber es ist nicht nur die alljährliche Frühjahrsmüdigkeit. Ihr kann man ganz gut mit Aufenthalten und Bewegung im Freien etwas entgegensetzen. Und vielleicht hilft auch das ein oder andere Glas MilchJ. Wenn man sie verträgt.
In diesem Frühjahr macht sich allgemein eine Corona-Lockdown-Müdigkeit breit. Wir fühlen uns nach einem Jahr Pandemie-Ausnahmezustand erschöpft. Uns fehlen zunehmend die seelischen und manchmal auch körperlichen Kräfte, um den Einschränkungen, den fehlenden Kontakten, der mangelnden Abwechslung vom Alltag, den vermissten Sport-, Musizier- und anderen Freizeitmöglichkeiten, den schlechten Inzidenzzahl-Nachrichten und dramatischen Bildern aus Krankenhaus-Intensivstationen, dem Regelungs-Chaos in der Politik, der als zu schleppend empfundenen Impfkampagne, ja, allgemein dem Gefühl der Frustration und des Ausgeliefertseins etwas entgegensetzen zu können. Viele haben die Verlagerung ins Digitale mit ständigen Videokonferenzen und Live-Streams vor Computer oder Smartphone satt. Und sehnen sich nach direkter Begegnung. Manche klagen und verklagen, manche schimpfen, reagieren schnell gereizt und aggressiv, andere ziehen sich zurück, flüchten sich in ihre „kleine Welt“, haben auf manches einfach keine Lust mehr. Wieder andere scheren sich um die Einhaltung von Corona-Regeln. Psychologen sagen, dass das Gefühl der Ermüdung auch daher rührt, dass viele hinter den Regeln und Regelungen keine einfach nachvollziehbare Strategie sehen. Die man trotz allem bereitwillig unterstützen würde.
Ja, es ist schwer, dieser so ganz anders gearteten Frühjahrsmüdigkeit zu entkommen. Da hilft kein Glas Milch. Und auch nur bedingt, die mittlerweile immer gleichen Wege in der näheren Umgebung abzulaufen. Sei es draußen auch noch so schön. Ich habe den Eindruck, dass es uns allen zunehmend schwerer gelingt, den Blick weg vom Belastenden hin auf Schönes und Erfreuliches, Wohltuendes zu richten. Selbst dazu brauchen wir eine gewisse Anschubkraft. Und doch ist und bleibt das notwendig, um weiter diese schwierige und ermüdende Corona-Zeit zu bestehen. Und die Zuversicht nicht zu verlieren.
Vielen helfen bis heute die zahlreichen Bilder in diesen Bibel-Versen. Die Vorstellung, dass ich Gott wichtig bin, mich behandelt wie einen Ehrengast oder sogar wie eine Königin und König. Dass Gott auf mich aufpasst, dass er für mich sorgt wie ein liebevoller, umsichtiger, guter Hirte für seine Schafe spricht viele an. Und das Vertrauen darauf, dass Gott mir die möglichen und nötigen Quellen zeigt, an denen ich auftanken, neue Kräfte sammeln, meine Seele erfrischen kann, dass er mich auch durch schwere Zeiten im Leben sicher führt, gibt vielen Halt und Zuversicht in belastenden Lebens-Phasen.
Nein, Milch macht mich manchmal müden Mann nicht munter. Dann eher noch eine kleine Wanderung bei Sonnenschein draußen in der Frühlingsnatur. Aber ganz sicher die Verse aus Psalm 23. Oder eine andere Lieblingsstelle von mir aus der Bibel, wo es auch um müde Männer (und Frauen!) geht: Gott gibt dem Müden neue Kraft und macht den Schwachen wieder stark. Junge Männer werden müde und matt, starke Krieger straucheln und fallen. Aber alle, die auf den Herrn hoffen, bekommen neue Kraft. Sie fliegen dahin wie Adler. Sie rennen und werden nicht matt, sie laufen und werden nicht müde. (Jesaja 40,29-31)
Wer beten möchte:
Gott, du bist für mich wie ein guter Hirte. Du leitest mich. Du trägst mich, wenn ich frustriert und müde bin. Du rettest mich, wenn sich Abgründe vor mir auftun. Dafür danke ich dir. Lass mich auf deine Stimme hören. Und dir vertrauen. Amen.
Wer singen möchte:
Weil ich Jesu Schäflein bin (EG 652)
Zwei Liedvorschläge zum Zuhören, Zuschauen und Mitsingen:
Anja Lehmann, Du bist ein wunderbarer Hirt
Bleibt von unserem guten Hirten behütet und zuversichtlich!
In Jesus hat alles Sehnen nach dem Himmelsschlüssel ein Ende. Jesus hat den Schlüssel wiedergefunden und uns den Weg zum Himmel aufgeschlossen. Wer Jesus gefunden hat, hat den Schlüssel zum Himmel gefunden. So singen wir bei Jesu Geburt an Weihnachten: „Heut, schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis.“ Am Karfreitag ist Jesus am Kreuz gestorben. Das war der Preis für die Erlösung, für die Öffnung der Tür. An Ostern singen wir normalerweise, in diesem zweiten Corona-Jahr dürfen wir leider im Gottesdienst nur mitlesen und mitsummen, aber Sie und Ihr könnt zu Hause lautstark trällern: „Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt und uns erlöst vom ewgen Tod.“ Jesus lebt! Nicht nur zu Ostern, nein, für alle Ewigkeit.
Eigentlich brauchen wir nicht in die Natur zu gehen, um ihn zu finden. In den Alpen kann man an einem Wegekreuz diesen Spruch lesen: „Gott ist groß in der Natur, überall ist seine Spur. Willst du ihn noch größer sehen, bleib vor diesem Kreuze stehen.“ Wir brauchen eigentlich nicht zu verreisen, um Gott zu begegnen. Wir brauchen nicht in unser Inneres zu lauschen, um ihn zu hören. In seinem Wort, in seiner Gemeinde, im Gebet, in der Stille vor Gott ist er zu finden. Als Jesus anfing, in Gottes Namen unter uns Menschen zu reden und zu wirken, stellte er uns in Aussicht: „Ihr werdet den Himmel offen sehen!” (Johannes 1,51), und ganz am Ende sagte Jesus: „Ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“ (Offenbarung 1,18).
Ich bin überzeugt davon, dass uns Gott alle Sinne mitgegeben hat, um damit seine Botschaft besser an uns ranlassen, besser begreifen zu können. Die Natur und wir Menschen sind Teil der einen Schöpfung Gottes. Jeder Frühling ist ein Neubeginn. Und genauso die Auferstehung Jesu, seit der auch wir alle auf eine Auferstehung hoffen dürfen. Frühling und Ostern, neues Leben blüht in Gottes Namen auf. Damit wir nicht im seelischen Lockdown bleiben. Sondern unsere Seele aufblühen kann. Wenn wir zur Zeit vielleicht sonst wenig zu lachen, wenig Freude haben und empfinden. So weiß ich doch, dass sich viele gerade jetzt besonders über die neu aufblühende Natur freuen.
„Wenigstens das! Die herrlich und farbenfroh blühenden und duftenden Blumen, Sträucher und Bäume tun mir so gut!“, höre ich manche sagen. Aufatmen und Aufblühen. So ist es eben. Gott hat das schon gut getimt, wie man sagt. Das ist bestimmt kein Zufall. Die aufblühende Natur ersetzt nicht die Osterbotschaft von der Auferstehung. Aber sie hilft mit, uns die wohltuende Botschaft vom neuen Leben aufzuschließen. Sie macht die Botschaft anschaulich und riechbar, also „sinnenfällig“, wie die Theologen sagen. Frühling und Ostern. Ein zusammengehörendes Schlüsselerlebnis, das uns Hoffnung und Zuversicht gibt in der nach wie vor so schwierigen Corona-Zeit.
Wer weiter in der Bibel nachlesen möchte:
Jesu Auferstehung: z. B. Lukas 24,1-48
Wer beten möchte:
Wer singen möchte:
"Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit" (EG 100); hier kann man mitsingen: https://youtu.be/dMy7CimHqEY
"Aufstehn zum Leben"; hier kann man zuhören und dann auch mitsingen: https://youtu.be/rdqERhMVxwc
Ich wünsche Euch und Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Osterfest!
Herzliche Grüße von Eurem und Ihrem Pfarrer Norman RothVon Gründonnerstag 1. April bis Ostermontag 5. April bietet der neue Jugend-Mitarbeitenden-Kreis (JuMaK) der Prot. Kirchengemeinde Jettenbach ein besonderes Outdoor-Erlebnis für Familien mit Kindern in der Corona-Zeit an: Einen zu jeder Zeit flexibel und unter Einhaltung der jeweils gültigen Corona-Regeln begehbaren Stationen-Weg von Box zu Box zum Mitmachen. Auf kreative und spielerische Weise kann die Geschichte Jesu von seinem letzten Abendmahl mit seinen Freunden bis hin zum Wiedersehen mit ihnen nach seiner Auferstehung im wahrsten Sinne des Wortes nachgegangen werden. Den Stationen-Weg gibt es in den Orten Jettenbach, Bosenbach und Kollweiler. Startpunkt ist jeweils an der Kirche. Dort finden sich auch alle nötigen weiteren Informationen. Es folgt ein Rundweg durchs Dorf. Er ist für Familien, auch mit jüngeren Kindern, gut begehbar. Und benötigt etwa 1,5-2 Stunden Zeit. Für Familien, die alle Stationen besucht haben, gibt es eine kleine Oster-Überraschung. Viel Spaß! Und dann: Frohe Ostern!
Palmsonntag ist heute. In diesem Jahr denken viele bei dem Wort „Palmen“ vielleicht sofort, an das, wonach sie sich nach einem Jahr Corona-Zeit besonders sehnen: unbeschwerter Urlaub am Strand irgendwo im Süden.
Palmsonntag. Ja, da war doch normalerweise was?! Genau, Konfirmation wäre doch eigentlich heute in vielen Kirchengemeinden, ebenso bei uns. Manche werden auch daran denken. Wenn Corona nicht schon in zweiten Jahr eine Verschiebung des großen Festes der Jugendlichen erfordern würde. „Wäre, wäre Fahrradkette“, würde Lothar Matthäus jetzt dazu sagen. Seit Samstag-Nachmittag spätestens würde eine Spur gestreuter Buchs-Zweige den Weg vom Wohnhaus der Konfirmandinnen und Konfirmanden und der Kirche zieren.
Foto: Falco auf Pixabay
Um ihnen zu zeigen wie man gut und glücklich leben kann, worauf es ankommt, was festen Halt gibt. Dazu braucht es keinen Pomp und keinen Schnick-Schnack. Es braucht keinen Rolls-Royce wie beim Einzug eines Sekten-Gurus, kein grelles Scheinwerfer-Licht, wenn ein Pop-Star auf die Bühne springt, keine Polizei-Eskorte, wenn ein Staatsgast vom Flughafen abgeholt wird. Die Leute auf der Straße jubeln ihm lautstark zu. Sie ahnen, dass da ein ganz anderer König kommt, ein zutiefst menschlicher und göttlicher zugleich. Sie rufen „hosianna“, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, unser Retter. Sie breiten ihre Kleider vor ihm auf der Straße aus. Damit er nicht durch den Staub reiten muss. Sie erheben diesen so schlicht daher reitenden Menschen zum König, zu ihrem göttlichen König der Liebe und des Lebens. Weil sie das ahnen, was der Bibelspruch sagt, der uns durch die kommende Kar-Woche begleiten soll: Der Menschensohn muss erhöht werden, dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben (Johannes 3,14b.15). Gottes Sohn, der als Mensch wie Du und ich in unsere Welt gekommen ist, der soll und muss etwas Besonderes sein. Den sollen wir zum König erheben und erhöhen. Ihm sollen wir unser Vertrauen schenken. Er ist kompetent in Sachen Liebe und Leben. Und im Leiden. Das hat er nicht ausgespart. Das Kreuz, an dem er stirbt, wird bald aufgestellt und damit für alle sichtbar erhöht werden. Ein Zeichen, dass Gott einer von uns sein will. Dass er uns nahe sein will, auch im Leiden und im Tod. Dieser Gottes-Sohn wird nicht tot bleiben. An Ostern dazu mehr. Aber so viel sei schon jetzt gesagt: Alle, die diesem so ganz anderen König vertrauen, die sollen mit und trotz allem Leidvollen glücklich leben. Und dürfen die berechtigte Hoffnung in sich tragen, dass sei bei Gott in der Ewigkeit weiterleben werden, wenn sie gestorben sind.
Palmsonntag auch zum zweiten Mal in der Corona-Zeit. Lassen wir diesen bescheidenen, menschlichen von Gott geschickten König auch bei uns einziehen. Freuen wir uns über ihn. Es hilft uns dabei, auch ohne Strand-Urlaub im Süden, auch ohne Feste wie die Konfirmation und trotz allen Corona-Einschränkungen glücklich und zuversichtlich zu leben.
Wer weiter in der Bibel nachlesen möchte:
Jesu Einzug in Jerusalem: Matthäus 21,1-11
Wer beten möchte:
Jesus, du ziehst ein in diese Welt, Frieden zu bringen, Liebe, Geborgenheit und neues Leben. Du kommst in unsere Not, in unsere Schuld, in unser Leid. Dein Weg führt zum Kreuz. Wir haben diesen Weg nicht gewollt, aber wir Menschen haben ihn dir bereitet. Vergib uns und lass uns nicht allein.
Zieh ein in unsere Welt. Du siehst die Schmerzen, die Angst, das Unrecht und Versagen und die Hoffnungslosigkeit so vieler. Lass uns nicht allein.
Jesus, wir danken dir, dass du einziehst auf der Straße, die zu uns Menschen führt. Komm mit deinem Reich, dass diese Erde neu werde und dein Frieden sich ausbreite. Komm zu uns mit deinem Reich, dass wir deiner Liebe vertrauen und dich loben. Amen.
Jesus zieht in Jerusalem ein (EG 314); zum Mitsingen: https://youtu.be/gjzjuoDZKFs
Ich wünsche Euch und Ihnen allen einen gesegneten Palmsonntag und eine besinnliche Karwoche.
Herzliche Grüße von Eurem und Ihrem Pfarrer Norman Roth
Die Wochen jetzt vor Ostern eignen sich gut, um sich einen Moment Zeit zu nehmen und über sein Leben nachzudenken: Wie war mein Weg bis jetzt? Was hat mich geprägt? Was macht mein Leben aus? Was gibt mir Orientierung, Kraft und Halt im Leben? Wie stelle ich mir meinen weiteren Lebensweg vor? Was würde und was sollte ich gerne anders machen?
Vielleicht hilft dabei ein kleines Lebens-Vorstellungs-Spiel, das ich heute in meinem Fasten-Wegweiser durch die Passionszeit gefunden habe.
Stell Dir mal folgende Dinge vor. Ergänze gedanklich, wenn Du möchtest:
Was wäre Dein Leben als Blume?
o Eine Rose. Schön, aber stachelig.
o Ein Gänseblümchen. Unkompliziert und heiter.
o Ein Löwenzahn. Tief verwurzelt, unverwüstlich.
o Eine Mohnblume. Berauschend und vergänglich.
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Was wäre Dein Leben als Kleidungsstück?
o Eine Hose. In jeder Tasche findet sich eine Überraschung.
o Eine Socke. Irgendwo ist immer ein Loch.
o Ein Schal. Bisschen schief, aber selbst gestrickt.
o Ein Cocktailkleid. Immer bereit zu feiern.
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Was wäre Dein Leben als Gebrauchsgegenstand?
o Ein Schweizer Taschenmesser. Für alle Lagen gewappnet.
o Ein Papiertaschentuch. Bereit, andere zu trösten.
o Eine Waage. Immer auf das rechte Maß bedacht.
o Ein Filzgleiter. Bloß keinen Lärm machen.
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Da formte Gott der Herr den Menschen aus Staub vom Erdboden. Er blies ihm den Lebensatem in die Nase, und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. (1. Mose 2,7)
Gott sagt: Ich werde dir ein langes Leben schenken. Richte dein ganzes Leben nach mir aus. (1. Könige 3,14)
Gott, du zeigst mir den Weg zum Leben. (Psalm 16,11)
Der Herr ist mein Licht und mein Glück. Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist der Schutz meines Lebens. Vor wem sollte ich erschrecken? (Psalm 27,1)
Ob ich gehe oder ruhe: Du merkst es, Gott. Alle meine Wege sind dir bekannt. Ich danke dir und staune, dass ich so wunderbar geschaffen bin. Sieh doch, ob ich auf einem falschen Weg bin, und führe mich auf dem Weg, der Zukunft hat. (Psalm 139,3+14+24)
Ein fröhliches Herz ist des Menschen Leben, und seine Freude verlängert sein Leben. Ermuntere dich und tröste dein Herz, und vertreibe die Traurigkeit von dir. Eifer und Zorn verkürzen das Leben, und Sorge macht alt vor der Zeit. (Sirach 30,23+24+26)
Wer von seiner Arbeit lebt und wer bescheiden ist, der hat ein gutes Leben. (Sirach 40,18)
Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern. Und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben (Johannes 6,35).
Jesus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. (Johannes 14,6)
Wer beten möchte:
Wer mal mitsingen und/oder zuhören möchte:
Meine Zeit steht in deinen Händen (EG 644) oder hier anhören: https://youtu.be/u5cWGXLpQ4M
Herzliche Grüße von Eurem Pfarrer Norman Roth
PS: Und wie immer die Bitte: Teilt diese Gedanken gerne mit denen, die nicht online sind. Danke.
Die Jettenbacher*innen wählten am vergangenen Sonntag wie folgt:
(Ergebnisbogen, Foto: Karl Mohr)
Die Wahlbeteiligung im Ort lag bei 70,7 % davon hat ein Großteil (64,2 %) über Briefwahl seine/ihre Stimmen abgegeben, vielen Dank!
Von den 439 gültigen Erststimmen (13 weitere waren ungültig und konnten nicht gezählt werden) entfielen auf die:
Von den 446 gültigen Erststimmen (6 weitere waren leider ungültig) entfielen auf folgende Parteien:
Alle Ergebnisse ohne Gewähr, mit bestem Wissen und Gewissen eingetragen von Nadja und überprüft vom Wahlleiter Karl Mohr.
In unserer Wohnstraße haben wir jeden Sonntag Abend auf Abstand miteinander und füreinander musiziert. Familien mit Kindern haben so manche Wegesränder mit bunten „Hoffnungssteinen“ verziert, als gute Durchhaltebotschaft.
Was waren das damals für aufregende Tage! Zeiten voller Befürchtungen, aber auch voller Hilfsbereitschaft und voller Motivation, die Krise gemeinsam schnell zu bestehen!
Mittlerweile stehen wir nach Aussage von Experten wohl am Beginn der 3. Corona-Welle. Vieles hat sich im letzten Jahr verändert. Auch unser Umgang mit der Pandemie. Aber die Aufregung ist geblieben. Die Ungewissheiten und Sorgen, nur anders. Mittlerweile hat sich aber auch eine spürbare Müdigkeit breitgemacht. Wir sind Corona leid! Wir haben einfach keine Lust mehr auf Einschränkungen, auf Abstand und haltlose Versprechungen von Politikern, die nach ein paar Tagen wieder umgeworfen werden. Vielen geht vieles zu langsam: Das Hochfahren des öffentlichen Lebens, das Testen und vor allem das Impfen. Unsere Geduld wird weiter strapaziert. Die Sehnsucht nach mehr Nähe und mehr „normalem“ Leben bleibt und wird immer größer. Und doch müssen wir wohl vorsichtig bleiben. Und uns weiterhin schützen. Wer weiß, wie lange noch…
Ein Jahr im Ausnahme-Zustand! Wie hat Corona Sie und Euch verändert?
Ich selbst habe Dinge neu schätzen und sehen gelernt: Freundschaften, sich umarmen zu können, sich ungezwungen treffen zu können, Essen gehen und Urlaub machen zu können, Gottesdienst feiern zu können, gemeinsam singen und musizieren zu können, sich nicht nur digital, sondern ganz analog und face to face austauschen zu können. Ich habe digitale Möglichkeiten kennengelernt, aber ich kann mittlerweile auch deren Grenzen ganz gut einschätzen. Ja, vieles habe ich neu entdeckt. Ohne Corona hätte ich einiges davon vermutlich gar nicht wahrgenommen und ausprobiert. Etliche Dinge und Abläufe hätte ich nicht unbedingt verändert. Manches wird auch nach Corona bleiben. Für alle hilfreichen Veränderungs-Impulse oder Blickrichtungs-Wechsel der Corona-Zeit bin ich dankbar. Vielleicht kann ich das deshalb so sehen, weil meine Familie und ich bis jetzt ganz gut und vor allem gesund durch die Virus-Krise gekommen sind. Viele hat es auch in unserem Umfeld in unterschiedlichen Hinsichten dagegen hart getroffen.
Der Bibelvers, der uns durch die kommende Woche begleiten soll, geht so: Jesus sagt: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,24)
Jesus münzt den Spruch kurz vor seinem Tod auf sich selbst. Er kennt seinen Weg. Und weiß, dass er anders weiterleben wird. Und für viele Menschen damit Licht, Hoffnung, Leben bringen wird. Es ist schwer für mich verständlich, dass Jesus sterben sollte, damit wir sehen können wie Gott ist. Damit wir eine Zukunft haben, wenn wir auf ihn vertrauen. Aber so tickt Gott eben in seiner Liebe für uns.
Manchmal müssen Dinge eben erst abbrechen und im Winterschlaf verharren, bevor etwas Neues im Frühling auf den Weg kommen kann. Und sei es, die eingemotteten Draisinen im Altenglaner Depot wieder flott zu machen für eine neue und vermutlich ganz andere Saison im Tourismus.
Heute ist mitten in der Passionszeit das „kleine Ostern“, der Sonntag Lätare, „Freut Euch!“ Wir sollen uns mit Blick auf Ostern vorfreuen. Auf neues Leben, was uns geschenkt wird. Zu sehen in Jesu Auferstehung. Freuen wir uns auch jetzt schon vor auf die neuen Dinge, die mit und nach Corona vor uns liegen. Und uns Gutes im Leben bescheren. Das hilft, den Rest der ernsten Wochen vor Ostern zu bestehen. Und das hilft uns vielleicht auch, den Rest der Corona-Pandemie gemeinsam durchzustehen. Wie lange auch immer sie noch anhalten wird…
Wer dazu
in der Bibel weiter nachschlagen möchte:
Paulus über Trost in aller Trübsal: 2. Korinther 1,3-7
Herzliche Grüße von Ihrem und Eurem Pfarrer Norman Roth
Der sich in der Corona-Zeit, in der vieles leider nur digital und am Computer passieren kann, auch verändert hat :)
Fast kein Fußball-Bundesliga-Spieltag vergeht doch, ohne dass nicht mindestens ein Trainer oder Spieler gesagt hat: „Wir müssen jetzt nach vorne blicken und uns aufs nächste Spiel und unseren nächsten Gegner konzentrieren“. Meistens dann, wenn verloren wurde oder im Abstiegskampf wieder mal nur ein Unentschieden „herausgesprungen“ ist. Und: Ein Euro fürs Phrasen-Schwein, denke ich. Nach vorne sehen, vorausschauen. Darum geht es noch in vielen anderen Zusammenhängen: Man soll vorausschauend fahren. Das lernt unser älterer Sohn jetzt gerade in der Fahrschule. Oder die Eltern bitten das Kind, das beim Laufen überall tolle Dinge rundherum entdeckt und nur nicht auf den Weg sieht: „Guck nach vorne, wo du hinläufst!“
Nach vorne blicken, sich auf das Ziel konzentrieren, auf das, was kommt und vor einem liegt. Das ist wichtig. Damit etwas gelingen kann. Damit wir nicht ziellos so vor uns „hinwursteln“, sondern zielorientiert und zielstrebig bleiben. Nach vorne in Lauf- oder Fahrtrichtung blicken, hilft auch grundsätzlich dabei, Unfälle zu vermeiden. Also: Nach vorne blicken, damit wir den Karren in jeder Hinsicht nicht an die Wand fahren.
Das gilt auch für Beziehungen zwischen Menschen. Wenn es mal Spannungen, Streit oder gar Brüche gab. Und wir uns vielleicht nach langer Zeit wieder begegnen, vorsichtig neuen Kontakt zueinander suchen und aufbauen. Dann ist es wichtig, zwar Dinge anzusprechen und zu klären, die zwischen einem stehen. Es dabei aber dann auch zu belassen. Nicht ständig mit den „ollen Kamellen“ anzufangen und bei nächster Gelegenheit die „alten Geschichten“ wieder aufzuwärmen. Das belastet das Miteinander. Und verhindert, dass sich die Beziehung neu entwickeln kann. Also auch hier: Gemeinsam nach vorne blicken. Und dabei versuchen, die Fehler zu vermeiden, die früher gemacht wurden.
Der Spruch aus der Bibel, der uns gedanklich durch die kommende Woche begleiten soll, geht folgendermaßen: „Jesus Christus sagt: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“ (Lukas 9,62).
Bild von Wonita & Troy Janzen auf
Pixabay
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Wer für Gott arbeiten möchte. Und ihm dabei mithelfen möchte, sein Reich der Liebe und des Lebens auch hier auf dieser Welt wachsen zu lassen. Der muss dazu geschickt sein. Der muss die Sache nämlich geschickt und klug anpacken. Der darf nicht nur zurückblicken auf das, was bisher war. Und was er oder sie jetzt vielleicht vermissen könnte. Das blockiert dabei, sich auf Neues einzulassen, vielleicht auch Unbekanntes. Wer mithelfen möchte, Gottes Liebe, Freiheit und Gerechtigkeit in dieser Welt auszubreiten – um eine große und anspruchsvolle Sache hier mit nur ein paar wenigen Schlagwörtern anzuticken – der muss nach vorne blicken. Der muss das Ziel im Blick haben. Der muss zielorientiert an die Sache herangehen. Und vor allem: Der braucht Lust zum Aufbruch. Der muss träumen von einer anderen und besseren Welt. Der sollte am besten auch mal den Impuls in sich verspüren, den vor Jahrzehnten Udo Jürgens bereits in seinem bekannten Schlager „Ich war noch niemals in New York“ besungen hat:
Da möchte einer für einen Moment lang aus der eingefahrenen und langweiligen Alltags-Welt, aus dem Mief von „Bohnerwachs und Spießigkeit“, einfach aufbrechen, will Neues entdecken, will etwas von der Welt sehen. Blickt nach vorne. Träumt auf dem kurzen Weg zwischen Zigarettenautomat an der Straßenecke und dem Treppenhaus zur Wohnung weit voraus. Hat plötzlich eine Idee wie es anders und vielleicht auch besser, zumindest freier und interessanter sein könnte im Leben.
Wer sich für Gott und sein Reich in dieser Welt engagieren möchte, der muss sich auf Jesus Christus konzentrieren. Auf das, was er getan hat und auf das, was ihm wichtig war. Möglichst konsequent. Und mit Lust auf Aufbruch und eine andere oder gar bessere Zukunft.
Die Zeit jetzt im Frühling, in der es „nauszus“ geht, in der die Tage länger werden und die Natur aufblüht, eignet sich besonders gut, um auch „inneren Frühjahrsputz“ zumachen. Also, um motiviert nach vorne zu blicken, um über Aufbrüche im eigenen Leben, familiär, beruflich, im Dorf, im Verein oder wo auch immer nachzudenken. Trotz oder vielleicht gerade auch mit der Corona-Pandemie. Zielstrebig und Gottes Reich dabei fest im Blick. Immer nach vorne und geradeaus! Damit wir in der richtigen Spur bleiben und Lebens-Unfälle möglichst vermeiden. Die Kraft, den Mut, die nötigen Frühlingsgefühle und die passende Aufbruchstimmung dazu wünsche ich uns allen von Herzen.
Wer dazu in der Bibel nachschlagen möchte: Paulus über das christliche Ziel: Philipper 3,12-21
Gott, du siehst mich. Vertreib meine Sorgen. Und auch manchmal die Angst, mit allem allein zu sein. Lass mich auf dich und deine Liebe in Jesus Christus sehen. Hilf mir, dem zu vertrauen, was er gesagt und gemacht hat. Gib mir die Kraft und den Mut, mich dafür einzusetzen, dass dein Reich der Liebe und des Lebens schon hier und jetzt in dieser Welt wachsen kann.
Alles, was ich dir hier und jetzt sagen möchte, vertraue ich dir an … Gott, bei dir ist alles gut aufgehoben. Danke. Amen.
Die nächsten Gottesdienste in unserer Kirchengemeinde:
- Sonntag 14. März 10.30 Uhr Kirche Jettenbach
- Sonntag 21. März 10 Uhr Kirche Bosenbach
Herzlich willkommen!
Bleibt weiter behütet und gesund!
Herzliche Grüße von Ihrem und Eurem Pfarrer Norman Roth
PS: Wie immer: Teilt bitte gerne auch dies Gedanken mit denen, die nicht online sind. Danke.
Ein Bild fast nur mit Braun- und Grautönen. Selbst das Kreuz aus beigefarbenem Holz. Die Hauptstimmung in der Natur jetzt Ende Februar. Und doch: Die Sonne scheint und wirft erste Schatten. Moos und Gras schimmern leicht grün. Und dann der Hingucker hinterm und unterm Kreuz: zart aufblühende Frühlingsblumen. In Gelb, der Farbe des Lichts.
Ein Bild, passend zum zweiten Wochenende in der Passions- und Fastenzeit. Braun und grau die Stimmung. Da ist einer, der hat sein Kreuz getragen. Und davor noch so einiges mitgemacht. Hat unter Verrat, Verleugnung, Verlassenheit und Hass gelitten. Jesus Christus, der Kreuzträger. Aber neues Leben zeichnet sich vorsichtig an, wie zartgrünes Gras und vorsichtig aufblühende Frühlingsblumen. Nicht nur „hinterm Horizont geht´s weiter“. Auch hinterm Kreuz geht´s weiter, nämlich lebendig. In den ernsten und bedächtigen Wochen vor Ostern bleibt uns die Hoffnung auf freudvolle (Feier-)Tage an und nach dem Fest.
Ein Bild, passend aber auch zu unserer Stimmung im immer noch anhaltenden Corona-Lockdown. Braun und grau ist da bei vielen mittlerweile die Stimmung. Kräfte, Geduld und Nerven kommen an ihr Ende. Viele erzählen mir von einer gereizten und aggressiven Stimmung unter den Menschen im Alltag, im Beruf, in der Familie. Viele tragen nicht nur ihr Päckchen. Sie tragen auch ihr Kreuz. Mit der Situation, mit Belastungen, mit Verlusten, mit fehlenden Kontakten und schmerzlich vermisster Nähe. Zu den Kreuzträgern gesellen sich häufig auch noch die Bedenkenträger. Manche auch in ein und derselben Person. Manchmal denke ich, wir Deutschen sind eine Ansammlung von besonders zahlreichen Bedenkenträgern. Zumindest mehr als anderswo. Wir wollen alles haarklein und genau regeln, damit kein Missbrauch stattfinden kann. Dass niemand vor einer scheinbar unlösbaren Frage und Aufgabe steht, weil es dazu gerade kein Gesetz, keine Verordnung oder zumindest eine offizielle amtliche Aussage gibt. Damit niemand bevorteilt und niemand benachteiligt wird. Manche Bedenkenträger scheuen auch das Neue, das Unbekannte. So wie es immer war, soll es am liebsten bleiben. Das gibt ja auch das Gefühl von Sicherheit. Ich kann die Dinge abschätzen und handhaben. Ich weiß, was passiert. Mir gerät nichts außer Kontrolle. Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Unerwartetes geschieht, wird wesentlich geringer. Bedenkenträger gibt es jetzt in der Corona-Pandemie zu Hauf. Und stehen sich und anderen damit im Weg. Aus Datenschutz-Bedenken verzichtet man auf die Nutzung von bewährten Videokonferenz-Systemen. Und verzichtet lieber auf einen gut funktionierenden Fern-Unterricht. Aus Bedenken an der Wirksamkeit von Impfstoffen lässt man sich lieber gar nicht impfen. Und verzichtet auf die Möglichkeit, sich selbst und andere vor einer schweren Covid-Erkrankung zu schützen. Und so bleiben viele Bedenkenträger auch Kreuzträger. Bleiben im Braun und Grau allein. Dabei gibt es doch Entwicklungen in der Corona-Pandemie, die Anlass zur Hoffnung geben: Die Infektionszahlen sinken, die Impfstoffe scheinen weniger ansteckend zu machen und gegen die gefürchteten Virus-Varianten zu helfen, Lockerungen scheinen in absehbarer Zeit Schritt für Schritt möglich.
Natürlich muss man kritisch bleiben und Dinge hinterfragen. Auch und gerade in dieser schwierigen Zeit. Da muss man ständig Risiken und Chancen gegenüberstellen und eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen. Eine Regierung. Aber auch jede und jeder von uns selbst. Für sich und für andere. Man muss die Dinge gut abwägen und bedenken, bevor man handelt. Absolut! Aber wer weiß schon immer, was richtig und was falsch ist?! Um der Sache willen muss man dann eben auch mal ein Risiko eingehen. Mit der Möglichkeit, dass es sich hinterher vielleicht als ungünstig oder sogar als falsch herausstellt.
Reine oder ewige Bedenkenträger bleiben in ihren Bedenken stecken. Blockieren sich und andere. Verhindern, dass etwas vorangeht, etwas anders oder vielleicht auch besser wird. Und bleiben Kreuzträger.
Gute Bedenkenträger sind diejenigen, finde ich, die die Hoffnung mitbedenken. Die darauf vertrauen, dass Dinge sich auch gut entwickeln können. Dass Neues und Unbekanntes nicht gleich unkalkulierbar, schwierig und schlecht ist. Ein Sprichwort sagt: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.“ Wer nichts wagt, wer kein Risiko eingeht, der verpasst möglicherweise eine Veränderung und Entwicklung zum Guten hin. Der Kreuzträger Jesus war zwar auch mal frustriert und ängstlich. Aber er hat immer darauf vertraut, dass Gott die Dinge letztlich zum Guten wenden wird. Und selbst als er am Tiefpunkt angekommen war, sagte er vertrauensvoll zu Gott: „Dein Wille geschehe“. Das kann nur einer sagen, der nicht nur sein Kreuz hinter sich und Bedenken vor sich herträgt, sondern der auch eine vertrauensvolle Hoffnung in sich trägt. Einer, der neues Leben hinter dem Kreuz sieht.
Gerade in diesen Tagen und Wochen wünsche ich uns die Kraft, darauf vertrauen zu können, dass sich Dinge auch gut entwickeln können. Die Kraft, sich auch auf Unbekanntes einzulassen, neue Wege zu gehen. Vielleicht auch trotz mancher Bedenken und Zweifel, die bleiben. Und damit hinter dem Kreuz neuem Leben eine Chance zu geben. Und zartem Grün sowie lichtvollem Gelb im Braun und Grau. Gott gebe uns die Kraft, die Hoffnung, die uns auch durch Ungewisses, Unsicheres und Schweres trägt, zu bedenken. Gott gebe uns die Kraft, vom belasteten und frustrierten Kreuzträger über einen guten und konstruktiven Bedenkenträger zu einem mutig und verantwortungsvoll anpackenden Hoffnungsträger zu werden. Weil das Frühlings- und Corona-Leben nicht nur braun und grau ist. Sondern schon neues Leben zart schimmert und aufblüht hinter dem Kreuz.
Wer dazu in der Bibel nachschlagen möchte:
Jesus in Gethsemane: Matthäus 26,36-46
Wer beten möchte:
Alles, was ich dir hier und jetzt sagen möchte, vertraue ich dir an … Gott, bei dir ist alles gut aufgehoben. Danke. Amen.
Bleibt behütet und gesund!
Herzliche Grüße Euer und Ihr Pfarrer Norman Roth
PS: Und wie immer die Bitte diese Gedanken auch mit denen zu teilen, die nicht online sind. Danke.
„… Die zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt“. Wer kennt ihn nicht, den alten Werbeslogan eines großen Süßwarenherstellers. Am Aschermittwoch hat wieder die Passions- oder Fastenzeit begonnen. In den Wochen vor Ostern erinnern wir uns an Jesu Leidensweg bis zum Tod am Kreuz. Eine stillere Zeit des Insichgehens. Eine Zeit, in der wir nachdenken, über das, was nicht gut läuft in unserem Leben. Oder über das, was uns nicht gut tut, wenn wir es tun. Eine Zeit, in der viele aber auch mal ausprobieren wie es ist, Dinge, die uns im Alltag bestimmen, einfach oder schweren Herzens sein zu lassen. Um anderen Dingen oder auch Gott mehr Raum zu geben. In diesem Jahr voller Einschränkungen steht es vermutlich vielen nicht nach Fasten und Verzicht auf liebgewonnene Dinge wie Süßigkeiten, Alkohol oder Online-Spiele. Verzichten tun wir ja schon seit fast einem Jahr mal mehr und mal weniger. Vielleicht sollte da weniger das Motto der Fastenaktion „7 Wochen ohne“ im Vordergrund stehen. Sondern umso mehr das Motto „7 Wochen mit“. Wochen, gefüllt mit vielen gedanklichen Impulsen über Gott und die Welt. Über das, was uns durch schwierige Zeiten wie die jetzige trägt. Über das, was wichtig und unwichtig ist. Über das, was gut für uns sein könnte. Anregungen und Materialien gibt es zum Beispiel bei Andere Zeiten e. V. in Hamburg, Tel. 040/47112727 oder unter www.anderezeiten.de. Im Buchhandel und im Internet finden sich aber auch noch viele andere interessante und hilfreiche sogenannte Fastenbegleiter.
Am
heutigen ersten Sonntag in der Passionszeit geht es um das schwierige Thema
Versuchung(en). Ich denke, jede und jeder kennt Versuchungen in ihrem und
seinem Leben. Dabei geht es weniger um die alltäglichen süßen „Versuchungen“ um
uns herum. Die Werbeslogans verniedlichen das, was eigentlich gemeint ist. Das
Internet-Lexikon Wikipedia sagt: „Eine Versuchung ist der Anreiz oder die
Verleitung zu einer Handlung, die reizvoll erscheint, jedoch unzweckmäßig ist,
einer sozialen Norm widerspricht bzw. verboten ist. Sie kann sich auf alle
Arten von Tun oder Lassen beziehen. Die begangene Handlung kann Reue und
Schuldgefühle auslösen“. Versuchung meint die Verleitung dazu, etwas Schlechtes
oder Böses zu tun, etwas, das anderen und mir schadet. Und dem widerspricht,
was der Gott der Liebe und des Lebens möchte. Versuchungen haben etwas
Teuflisches an sich, das verwirrt, durcheinander bringt und zerstört. Aber wie
kann ich mit den Versuchungen in meinem Leben umgehen? Eine Lebens-Beraterin
sagte einmal: Man kann ihnen nachgeben. Oder man kann sich ihnen aktiv
entgegenstellen. Wir sind den Versuchungen nicht einfach wie ein Opfer
ausgeliefert.
Liegt das Geheimnis, ein freundlicher und liebevoller Mensch zu sein, vielleicht in der Bändigung und Zähmung oder wie man auch sagt, in der Integration des Teufels, also des Bösen, in uns? Das Böse ist nun mal da. Geben wir ihm nur noch mehr Macht, indem wir versuchen, es zu verdrängen oder wegzuleugnen?
Vielleicht hilft dazu auch gerade jetzt zu Beginn der Passionszeit der Blick auf ihr schreckliches Ende: Jesus am Kreuz.
Zeichen für das Böse und das Leiden in dieser Welt. Zeichen auch für menschliches Versagen und Schuld. Aber auch ein noch größeres Zeichen dafür, dass Gott sich dem allen gestellt hat und selbst mit hineingegangen ist. Und doch dem Bösen und dem Tod nicht das letzte Wort überlassen hat. Sondern Vergebung und neues Leben geschenkt hat. Wenn ich drauf vertraue, dass Gott bei mir ist, dass er mir gnädig ist, vergibt, neue Perspektiven im Leben eröffnet und mir Kraft zur Liebe und zum Guten schenkt. Dann schaffe ich es auch, mich den Versuchungen und Schatten in meinem Leben zu stellen. Und mich nicht von ihnen beherrschen zu lassen. Selbst wenn mal noch so der Teufel los ist…
Wer dazu in der Bibel nachschlagen möchte:
Wie sich Jesus auch vom Versucher nicht von Gott hat trennen lassen: Matthäus 4,1-11Wer beten möchte:
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Römer 12,21)
Herzliche Grüße von Ihrem
und Eurem Pfarrer Norman Roth
PS: Bitte teilt diese Gedanken gerne auch mit denen, die nicht online sind. Danke.
Ehr liewe Leit!
Fasching is heit. Unn kaum änner, der sich so richtig freit.
Corona hat uns viel genumme.
Dodriwwer sogar mitlerweile ach die Allergeduldigschde brumme.
Mit denne Zeile will mache ich Eich ä klänni Frääd,
weil gedäldes Lääd is bekanntlich halwes Lääd.
Bei allem, was uns grad belaschd,
fallt es schwer, sich ach mol lache änn Aschd.
Awwer änns sach ich Eich gar ned lang unn brääd,
vergessen bei allem ned komplett die Frääd.
Schunn vor langer Zeit hänn sich die Leit erinnert an unsern Herrgott unn hänn vunn ganzem Herze gebääd:
Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn. (1. Samuel 2,1)
Ich freue mich und bin fröhlich in dir. (Psalm 9,3)
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte. (Psalm 31,8)
Singet fröhlich Gott, der unsere Stärke ist. (Psalm 81,2)
Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: … der deinen Mund fröhlich macht. (Psalm 103,2+5)
Lasst uns freuen und fröhlich an Gott sein. (Psalm 118,24)
Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Angesicht. (Sprüche 15,13)
Lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil. (Jesaja 25,9)
Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott. (Jesaja 61,10)
Seid fröhlich in Hoffnung. (Römer 12,12)
Die ganze Bibel is voll vunn Lääd, awwer ach vunn Frääd.
De Herrgott hat uns ned nur gebb zu klaache,
sondern ach es Vertraue zu ihm sichtbar vor uns herzutraache.
Denken draa: Unser Herrgott, der is doo.
Unn desdeweche: Sinn trotz allem ach froo.
Damit ner ach was zum Lache hann, hab ich Eich was vunn Ännre mitgebroocht, die werklich luschdich iwwer ganz aktuelle Sache schreiwe unn redde kann:
DIE SIMBELE
Das war frijer als immer e Gemachs met dänne Simbele.
Wann die e bissje länger ware, dann hott se die Mudder abgeschnitt.
Awwer mei Mudder hat net immer grad geschnett.
Do kunnts sin, dass se hot noschneide misse.
Dann wars awwer wirrer schepp.
Un dann ware se zu korz, die Simbele.
Heit han ich jo nimmi die Frisur vun frijer.
Heit han ich jo kää Simbele meer.
Awwer ich breichd dringend neiji Teenung.
Ich deet jo gääre zu meiner Frisees geje, awwer wäje Corona, darf die jo mol widder net schaffe.
Also morjens duhn ich jo als rischdisch veschregge, wann ich in de Spichel gugg.
Die paar Krussele, wo ich noch han, die steje kreiz un quer, han kää Form meeh un sinn zu lang.
Also das, was frijer emol e Frisuur war, das is jetzerd kämmi.
Das sieht aus als wonn ich in de Neivefilmung vun „vom Winde verweht“ die Hauptroll gespielt hätt.
Awwer wissener, ääns is rischdisch guud.
Es geht de gonse Weibsleit so wie meer.
Es kann jo känni vun dänne zum Friseer.
Do waarde mer halt all, bes die wirrer uffmache derfe.
(mit herzlichem Dank vunn de Sabine Theisinger, Gemeindediakonin in Otterbach)
Ä paar schlaue Sprich iwwer die Frääd:
Die schönste Freude erlebt man immer da,
wo man sie am wenigsten erwartet hat.
(Antoine de Saint-Exupery)
Die Augenblicke der Freude sind Beweis genug,
dass mitten im Dunkel ein unauslöschliches Licht leuchtet.
(Ardis Whitman)
Die Freude treibt uns das Blut in die Wangen,
macht unsere Augen glänzend und die Mundwinkel lächeln,
der Mensch wird schön.
(Wladimir Lindenberg)
Noch ä paar Witze:
Drei Frauen klagen über den Rückgang des Kirchenbesuchs: „In unserer Gemeinde sitzen manchmal nur vierzig Leute in der Kirche!“ – „Das ist doch noch ganz gut! Bei uns sind es oft nur fünf oder sieben!“ – Sagt die dritte: „Da könnt Ihr ja noch froh sein! Bei uns- also immer wenn der Pfarrer sagt: ‚Geliebte Gemeinde‘, dann werde ich rot!“
Drei Presbyter streiten sich, wer von ihnen wohl den liberalsten Pfarrer hätte. Der erste sagt: „Unser Pfarrer veranstaltet während der Fastenzeit Tanzveranstaltungen.“ Der zweite: „Unserer isst am Karfreitag vor versammelter Gemeinde ein Schinkenbrot!“ Der dritte übertrumpft beide: „Unser Pfarrer hängt Weihnachten ein Schild an die Kirchentür: Wegen der Feiertage geschlossen!“
In der Fachbuchhandlung: „Ich möchte ein Buch als Geschenk für einen Kranken.“ – „Soll es etwas Religiöses sein oder geht es ihm schon wieder etwas besser?“
Wem zum Bääde zumut is:
Gott, danke, dass du uns bei und in allem Schweren immer auch schöne und fröhliche Momente schenkst. Lass uns in dieser Zeit nicht verlernen, auch das zu sehen. Hilf uns dabei, uns auch über Kleinigkeiten zu freuen. Und mal von Herzen zu lachen. Damit es unserer Seele gut geht. Amen.
Ein herzliches Helau!
Eier Parre Norman Roth
PS: Unn wie immer: Bidde däälen des Seelefudder gern ach mit dänne, die ned online sinn. Danke.
„Wer nicht hören will, muss fühlen!“ Viele von uns kennen vermutlich noch diesen Satz aus der Kindheit. Den hab auch ich ab und zu von meinen Eltern zu hören bekommen. Wenn ich mal wieder nicht hören wollte, auf das, was die sie angeordnet hatten. Um mich vor Schaden zu bewahren. Und lieber selbst ausprobieren und machen wollte. Da konnte es passieren, dass ich die Folgen schnell zu spüren bekam. Der Klassiker: Die Eltern legen dem Kind ans Herz, nicht mit den Fingern auf die noch heiße Herdplatte zu greifen. Und was macht das Kind? Alles, was verboten ist, wird doch besonders interessant. Lockt regelrecht zum Ausprobieren. Wie schnell sind die Kinderfinger in einem unbeobachteten Moment also auf der gefährlich heißen Herdplatte. Aua! Tränen. Pusten. Kaltes Wasser. Und der Satz von Mama oder Papa: „Tja, wer nicht hören will…!“
Der Satz aus der Bibel, der uns durch die anstehende Woche begleiten soll, heißt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht“ (Hebräer 3,15). Gemeint ist: Wir hören etwas von oder über Gott. Aber es dringt nicht wirklich zu uns durch. Es geht uns nicht zu Herzen. Und schon gar nicht nehmen wir es uns zu Herzen. Ich denke, das ist ganz menschlich. Jeden Tag hören wir unzählige Geräusche, Stimmen, Sätze. Nur ein Bruchteil dessen dringt bei uns in tiefere Schichten. Nehmen wir bewusst wahr. Das liegt daran, dass unser Gehirn einen Großteil unserer Sinneseindrücke rausfiltert. Das ist gut so. Anders wären wir bald reizüberflutet. Wären schnell völlig fertig. Oder würden sogar durchdrehen.
Ich merke das an mir: Jetzt in der Corona-Zeit prasseln besonders viele Nachrichten, Botschaften, Sätze auf mich ein. Ich möchte mich ja informieren. Aber manches mag ich schon gar nicht mehr hören und an mich ranlassen. Weil es zu belastend, nervend oder frustrierend ist. Über vieles höre ich im Moment sicherlich auch einfach hinweg. Bewusst und unbewusst. Weil manchmal nach wochenlangem Lockdown einfach der Kopf voll ist. Oder die Kräfte fehlen, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen. Geht es Euch und Ihnen auch so? Ich denke, das ist eine ganz normale Reaktion unserer Seele, um sich nicht zu überfordern.
In solch einer schwierigen Zeit wie jetzt kann es dann auch passieren, dass wir selbst das, was Gott uns zu sagen hat, überhören. Oder nicht an uns ranlassen können oder wollen. Nicht unser Herz trifft. Unser Kopf ist voll. Wir sind müde. Da fällt es mir schwer, mich auf Gottes Wort zu konzentrieren. Über ihn etwas zu lesen. Oder einer Andacht zu lauschen. Und in manch schrecklichen Situationen im Leben wollen wir vielleicht grad gar nichts von Gott hören. Nach dem Motto: Der hat mir jetzt gerade noch gefehlt! Auch das alles ist menschlich und verständlich.
Und doch sagen viele, dass es ihnen gut tut, gerade jetzt in dieser Zeit, zu merken oder zumindest drauf zu hoffen, dass Gott trotz allem da und nah ist. Und in seiner Botschaft der Liebe und des Lebens Kraft und Zuversicht in allen Ungewissheiten und Einschränkungen zu schöpfen. Mir geht es zumindest so. Was kann helfen, wenn uns das Hören schwer fällt? Vielleicht hilft es, sich dann an den Satz der Eltern aus unseren Kindertagen zu erinnern: Wer nicht hören will, muss … - genau – fühlen! Damit der Satz nicht so wie dem erhobenen Zeigefinger daherkommt, versuche ich, ihn hier ein bisschen anders auszudrücken: Wer gerade nicht hören kann oder will, der darf und soll auch fühlen! Das fühlen hat hier keine schmerzhaften Folgen. Im Gegenteil. Wenn wir Gott spüren können, dann soll uns das Geborgenheit und Halt geben.
Ja, vielleicht hilft es uns, wenn wir in dieser Zeit der reizüberflutenden Stimmen, Ansagen und Diskussionen, mehr auf das Fühlen achten.
Und wie geht das, Gott fühlen, ihn spüren, ihn sich zu Herzen gehen lassen? Natürlich, wenn wir seine gute Botschaft … hören. Ach ja. Aber das klappt momentan nicht so gut. Dann eben: Wir können ihn auch in allem spüren, wo wir uns geliebt und aufgehoben fühlen. In Momenten, wo wir uns angenommen, kräftig und zuversichtlich fühlen. Welche Momente das sind, wird jede und jeder von uns selbst für sich erspüren können. Wenn so eine wohltuende Situation ist, einfach dran denken. Oder hinterher. Und zu sich sagen: Ja, da war doch Gott. Da konnte ich ihn spüren! Da hat mich ein nettes Telefonat gefreut. Da musste ich über einen Smiley in der Whats-App-Nachricht lachen. Da hat mich ein fröhlich-leichtes Stück Musik im Herzen berührt. Da … können auch in diesen trüben, schwierigen, vielleicht für manche auch trostlosen Tagen immer wieder Dinge passieren, wo ich Gott spüren kann.
Wer beten möchte:
Gott, so viele Stimmen, Ansagen und Geräusche hören wir zur Zeit. Manchmal wird es einfach zu viel. Hilf uns, deine Stimme, deine gute Botschaft nicht zu überhören. Und dort, wo wir sie nicht hören können und wollen, da lass uns dich spüren. Sei uns nah. Bleibe bei uns. Schenke uns Kraft und Zuversicht. Danke für alle Begegnungen mit dir, wie auch immer. Alles, was uns belastet in diesen Tagen, alles, was uns bedrückt, was uns an dir zweifeln lässt, aber auch alles, was uns freut und alle Menschen, an die wir denken, die es gerade schwer haben bringen wir vor dich. Halte uns und alle Menschen geborgen in deiner Hand. Amen.
Bleibt behütet und gesund!
Herzliche Grüße von Ihrem und Euerem Pfarrer Norman Roth
PS: Wie immer die Bitte, diese Gedanken gerne auch mit denen zu teilen, die nicht online sind. Danke.
Presbyterium 2014-2020: (von links) Katja Kamchen, Melanie Schultz, Hans-Joachim Eberts, Anita Heinz, Ralf Emrich, Karin Kramer, Christian Keller, Denise Müller, Norman Roth (es fehlt: Björn Forlen) Foto: Max Dek
Am liebsten würde ich mit Euch und Ihnen mit den beiden Fotos hier oben und weiter unten ein heiteres Personenraten machen: Wer ist wer? Wissen Sie es, wisst Ihr es? Ich fand es aber dann doch zu schwer :). Wenn man die Namensauflistung in der Bildunterschrift mal übersieht, kann man allerdings beide Fotos wie bei einem Suchbild vergleichen: Wer ist auf dem zweiten Foto nicht mehr oder neu dabei? Das geht auch bei unschönen Masken-Fotos. Nur sie sind in diesen Tagen eben möglich. Leider. Gerade auch beim Presbyterium, dem Leitungsgremium unserer Kirchengemeinde. Da will man doch den Leuten ins Gesicht sehen können. Und wissen, wer dabei ist. Das Presbyterium ist ja kein Geheimbund und schon gar keine Gangsterbande. Da sind Menschen aus unseren Dörfern drin, die man kennen sollte! Sie lenken nämlich in Gottes Namen die Geschicke unserer Kirchengemeinde. Und das mit viel Einsatz ehrenamtlich, mindestens sechs Jahre lang.
Nach der Kirchen- oder Presbyteriumswahl am ersten Advent mussten wir den Stabwechsel Anfang dieses Jahres ganz anders gestalten, als uns das lieb ist und wir es gewohnt sind. Normalerweise kommen wir zu der Gelegenheit bei einem festlichen Gottesdienst im großen Rahmen zusammen. Mit anschließendem fröhlichen Beisammensein. Jetzt im Corona-Lockdown war das so bedauerlicherweise nicht möglich. Wir haben es aber trotz allem ganz gut gelöst. Auch wenn außer den engsten Familienangehörigen kaum Leute aus der Gemeinde teilnehmen konnten: Am Sonntag 17. Januar haben wir in einem kleinen, aber feinen Gottesdienst vormittags das bisherige Presbyterium verabschiedet. Und nachmittags das neue Presbyterium ordentlich und mit Bedacht ins Amt eingeführt. Nach unserer Kirchenverfassung bedarf es dieser gottesdienstlichen Einführung vor der konstituierenden Sitzung. Und weil Bezirks- und Landessynode in diesem Frühjahr auch noch neu gewählt werden und zusammenkommen müssen, hatten wir keine andere Wahl. So viel als Antwort auf die mögliche und berechtigte Frage: Musste denn das gerade jetzt sein?
Und was machen die Presbyterinnen und Presbyter so die liebe lange Zeit? Wir arbeiten verantwortungsvoll und ernsthaft, aber auch mit viel Humor, Fröhlichkeit und Leichtigkeit für die Kirchengemeinde zusammen. In unserer Kirchenverfassung heißt es zu den Aufgaben des Presbyteriums allgemein: Presbyterinnen, Presbyter und Pfarrer tragen gemeinsam Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Sakrament, die Seelsorge, die christliche Unterweisung, die Diakonie und Mission sowie für die Einhaltung der kirchlichen Ordnung. Also: das Presbyter*innen-Amt ist ein anspruchsvolles Ehrenamt. Aber auch eines, das viel Freude in einer menschenfreundlichen Gemeinschaft macht. Begleitet und gestärkt durch Gottes Segen.
Konkret heißt das: Wir treffen uns einmal im Monat zu einer Sitzung, derzeit als Videokonferenz, in der wir das kirchliche Leben besprechen, planen, organisieren. Und dann übernimmt je nach Interesse und Vermögen jede und jeder Aufgaben. Zusammen sind wir ein starkes Team! Genau so ist das schon in der Bibel vorgesehen. Dort sagt Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom (Römer 12,4-6): Es ist wie bei unserem Körper: Der eine Leib besteht aus vielen Körperteilen, aber nicht alle Teile haben dieselbe Aufgabe. Genauso bilden wir vielen Menschen, die zu Christus gehören, miteinander einen Leib. Aber einzeln betrachtet sind wir wie unterschiedliche und doch zusammengehörende Körperteile. Wir haben verschiedene Gaben, so wie Gott sie uns in seiner Gnade geschenkt hat.
Verabschiedet aus dem Presbyterium haben wir: Hans-Joachim Eberts, Björn
Forlen, Anita Heinz, Christian Keller, Karin Kramer und Denise Müller. Sie
haben sich in den letzten Jahren oder gar Jahrzehnten für unsere
Kirchengemeinde und damit für die Menschen in unseren Dörfern, für Sie und Euch
alle, sehr engagiert. Dafür sei ihnen von Herzen gedankt! Im neuen Presbyterium
wird wieder jede und jeder mit seinen und ihren Talenten und Interessen seinen
und ihren Platz finden. Wünschen wir allen gutes Gelingen, viel Freude und
Gottes Segen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Und bin gespannt, was wir
so alles miteinander auf den Weg bringen werden.
Presbyterium 2020-2026: (von links) Katja Kamchen, Sabrina Druck, Martina Putze, Melanie Schultz, Julia Ziegler, Andrea Ludwig, Ralf Emrich, Norman Roth (es fehlen: Susanne Ziehmer, Klaus Christmann) Foto: Max Dek
In seiner konstituierenden Videokonferenz am 21. Januar hat das Presbyterium mich zum Vorsitzenden und Ralf Emrich zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Außerdem wurde Susanne Ziehmer nachträglich ins Presbyterium berufen. Hans-Joachim Eberts (30 Jahre Presbyter) und Anita Heinz (18 Jahre Presbyterin) wurden zu Ehrenpresbytern ernannt. Per Briefwahl wurden Sabrina Druck und Klaus Christmann zu Bezirkssynodalen An Alsenz und Lauter.
Bleibt die Bitte: Betet für Eure Presbyter*innen und unterstützt sie!
Herzliche Grüße von Eurem und Ihrem Pfarrer Norman Roth
PS: Teilt bitte wie immer gerne dieses Seelenfutter mit denen, die nicht online sind. Vielen Dank.
Dieses Jahr 2021 ist noch ziemlich frisch. Haben Sie, habt Ihr schon überlegt, was Ihnen und Euch besonders wichtig ist in den nächsten 12 Monaten. Vielleicht fällt das in diesem Jahr gar nicht so leicht, weil vieles nicht planbar, nicht voraussehbar, ungewiss ist. Aber vielleicht ist es gerade deshalb umso besser, zu überlegen, was einen in diesem Jahr inspirieren, leiten, orientieren soll. Für mich ist es die sogenannte Jahreslosung. Das Motto aus der Bibel, das mich, das uns, durch dieses Jahr gedanklich begleiten soll:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist (Lk 6,36). Es passt schon deshalb ganz gut, weil so manche meinen, das letzte Jahr sei doch ziemlich unbarmherzig mit uns gewesen. Barmherzig sein, ein alter Ausdruck. Er ist heute kaum noch gebräuchlich. Und deshalb stellt sich für mich zuerst die Frage: Was bedeutet barmherzig eigentlich? Wie würdet Ihr, wie würden Sie „barmherzig sein“ jemandem erklären? Barmherzigkeit ist eine Übersetzung des lateinischen Misericordia, das sich erbarmende, mitleidende Herz; „der ein Herz für die Armen hat“. Das Lexikon sagt: Es ist eine Eigenschaft des menschlichen Charakters. Eine barmherzige Person öffnet ihr Herz fremder Not und nimmt sich ihrer mildtätig an. Es geht also um eine milde, von Herzen kommende Nothilfe. Gemeint ist weniger Mitgefühl als Großherzigkeit.
Wir Christen schreiben Gott als grundlegende Eigenschaft Barmherzigkeit zu: Schon im Alten Testament unserer Bibel ist Gott seinem Volk barmherzig. Gott ist treu, er ist gnädig und verzeiht. Gott hat Mitleid und erbarmt sich der Menschen. Die hebräische Bezeichnung dafür ist „Gebärmutter“. Gott erbarmt sich über die Angehörigen seines Volkes wie eine Frau sich ihrer eigenen Kinder erbarmt, die sie im Mutterleib getragen hatte. Im Neuen Testament wird Gott als liebevoller Vater dargestellt. Gott ist barmherzig und vergibt Sünde, also mangelndes Gottvertrauen, und Schuld. Er nimmt die auf und an, die auf dem Holzweg waren, aber Reue zeigen, umkehren, sich ändern wollen. So wird Gott in einem berühmten Gleichnis verglichen mit einem Vater, der seinen Sohn überraschend wieder liebevoll bei sich aufnimmt. Nachdem dieser sein Erbe vorzeitig auf den Kopf gestellt und ganz unten angelangt war.
Barmherzigkeit. Die geht also zunächst von Gott aus. Er wendet sich liebevoll uns Menschen zu. Wie eine Mutter und ein Vater. Er kümmert sich um uns, er ist da. Und er vergibt uns, wenn wir etwas falsch gemacht haben und es bereuen. Gott hat ein Herz für uns Menschen. Gott begegnet uns barmherzig und damit warmherzig.
Gott ist barmherzig mit uns. Und genauso barmherzig sollen wir Menschen sein. Sagt die Jahreslosung. Das ist eine Zumutung, eine Herausforderung, finde ich. Wir sollen es machen wie Gott. Aber wir sind nicht Gott. Also bleibt Barmherzigkeit ein Ziel und Ideal, ein Orientierungspunkt dafür wie wir gut und im Sinne Gottes handeln können und sollen. Wie wir mit uns selbst und mit anderen umgehen sollen. Es heißt nur: Seid barmherzig. Und dann kann man ergänzen: mit euch selbst und mit anderen. Seht auf Gott und seine Barmherzigkeit und Liebe zu euch. Und dann geht liebevoll und barmherzig mit euch selbst und mit anderen um. Barmherzigkeit gehört zur Grundtugend eines Christen. Berühmt geworden ist der barmherzige Samariter, den Jesus zum Vorbild nimmt: Ein fremder hilft einem Menschen, der von Räubern überfallen wurde. Das Erstaunliche dabei: Der Fremde stammt aus einem verfeindeten Nachbarvölkchen.
Und das führt wieder zurück zu unserer Jahreslosung. Die bringt im Lukasevangelium nämlich nur noch mal das auf den Punkt, was vorher detailliert und konkret gesagt wurde: Man soll anderen Gutes tun ohne dabei zu erwarten, dass das Gleiche zurückkommt und erwidert wird. Man soll seine Feinde lieben. Man soll nicht nur denen etwas Gutes tun, die einem auch Gutes getan haben oder noch tun. Man soll einfach geben. Und nicht nur leihen und zurückfordern. Wir sollen nicht nach dem Nutzen fragen, danach, was und wie viel mir etwas bringt, wenn ich einem anderen etwas Gutes tue. Denn bei Gott haben wir schon alles. Er nimmt uns an. Er sorgt für uns. Er geht liebevoll mit uns um. Er ist auch gütig denen gegenüber, die undankbar und böse sind.
Also: Seid barmherzig wie auch Gott barmherzig ist. Schaut auf Gott, wie der mit euch umgeht. Und dann geht genauso mit euch selbst und mit anderen um. Habt ein Herz für euch und für die anderen. Genauso wie Gott ein Herz für euch hat. Geht warmherzig mit euch und anderen um.
Und wenn das das Motto für dieses Jahr und für dieses schwierige Corona-Jahr ist, dann könnte das ganz konkret heißen: Sei barmherzig mit dir selbst. Du hast zurzeit eine Menge zu bewältigen. Die Pandemie ist eine Belastung. Gönn dir Pausen, um neue Kräfte zu sammeln. Und sieh dir Fehler nach. Gerade jetzt können die passieren. Vielleicht auch aus der Anspannung und Ungewissheit heraus. Da hab ich vielleicht entschieden, mich doch mit jemandem zu treffen. Und entweder der andere oder ich stecke mich mit Corona an. Sei barmherzig und warmherzig mit dir selbst.
Und sei barmherzig mit anderen. Geh warmherzig mit ihnen um. Kümmere dich um andere, die in Nöten sind und die Hilfe und Unterstützung brauchen. Und erwarte keine Hilfe zurück. Lass dich auf andere ein, auch wenn sie anderer Meinung sind. Und auf ihrer Meinung und Sichtweise beharren und diese nicht ändern werden. Oder auch wenn sie nicht zu Kompromissen bereit sind. Oder dich und deine Bedürfnisse nicht berücksichtigen. Denk dran: An Gottes Liebe zu dir hast du eigentlich genug. Er kümmert sich um dich.
Ich weiß, dass das eine große Herausforderung ist. Irgendwo eine Zumutung. Es ist nicht einfach.
Aber mit der Jahreslosung kommen wir vielleicht gerade jetzt gut durch die Corona-Pandemie: Wenn wir barmherzig miteinander umgehen. Wenn wir die Not des anderen sehen. Wenn wir nicht nur unsere Sichtweise für die einzig richtige halten und andere verteufeln. Wenn wir nachsichtig miteinander sind. Keiner hat eine solche Pandemie je erlebt. Jede und jeder kann jetzt Fehler machen. Dinge falsch einschätzen. Auch Wissenschaftler und Politiker. Halten wir trotz aller Unterschiede und Gegensätzlichkeiten zusammen. Seien wir nachsichtig, rücksichtsvoll, verantwortungsbewusst und hilfsbereit. Damit wir gut und gesund durch diese schwierige Zeit und auch durch dieses Jahr kommen.
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Ein gutes und wichtiges Motto für dieses Jahr. Und in unseren gespaltenen Zeiten zwischen Querdenkern und Wissenschaftlern, zwischen Corona-Leugnern und Ängstlichen, zwischen Impfgegnern und Impfbegeisterten, zwischen Pessimisten und Hoffnungsvollen, zwischen Rücksichtslosen und Kümmerern.
Wer beten möchte:
Gott, du Begleiter durch die Zeiten. Was das dieses Jahr uns bringen wird, wissen wir nicht. Was immer kommen mag, wir hoffen darauf, dass du uns nah bist. Lass uns allem Ungewissen, allem Neuen, allen Belastungen und Herausforderungen in diesem Jahr zuversichtlich entgegengehen. Schenke uns Weisheit, Mut und Orientierung. Lass uns spüren wie barmherzig du zu uns bist. Und lass uns auch mit uns und anderen barmherzig sein. Gib uns die nötige Kraft dazu. Amen.
Kommt behütet und gesund durch dieses Jahr!
Ihr und Euer Pfarrer Norman Roth
PS: Wie immer die Bitte: Teilt diese Gedanken gerne auch mit denen, die nicht online sind. Danke.
Hier der Hinweis auf eine unterstützenswerte Aktion des Bundespräsidenten zusammen mit der katholischen und evangelischen Kirche in dieser Corona-Zeit.
Herzliche Grüße
Ihr und Euer Pfarrer Norman Roth
Hinter uns liegt ein besonderes Jahr: 2020. Ich denke, wir werden es so schnell nicht vergessen. Nach all den recht sicheren und komfortablen letzten Jahrzehnten hatten wir plötzlich mit etwas zu tun, was wir nicht kannten: eine Pandemie. Ein winzig kleines Virus hat alles durcheinandergewirbelt: unseren Lebens-Alltag, unsere Kontakte, unsere Sicherheiten, unsere Planungen, unsere Stimmung, unsere … Vieles, was wir gewöhnt sind, war plötzlich ganz anders. Vieles war keine Routine mehr. Vieles war schwierig, vorauszusehen.
Am Ende dieses Jahres ziehen wir genauso Bilanz wie am Ende aller anderen Jahre. Wie war es? Was bleibt hängen? War es unterm Strich eher ein gutes oder eher ein schlechtes Jahr?
In diesen Tagen erlebe, lese und höre ich wie
viele von uns schnellstmöglich ein Häkchen hinter dieses Jahr machen möchten.
Sie wollen es abhaken. Und sagen: „Es war ein sch… Jahr, ein vermaledeites
Jahr“. Wie schätzt Ihr, wie schätzen Sie die zurückliegenden zwölf Monate ein?
Für sich selbst, für unsere Familie, für unsere berufliche Tätigkeit, für
unsere Gesellschaft?
Natürlich kann man schnell sagen: Es war ein doofes Jahr. Erinnerung löschen im Kopf! Auch ich selbst ertappe mich dabei, eher genervt zurückzublicken. Doch dann halte ich inne und denke: Moment mal! Klar, Corona war TOP 1 in diesem Jahr. Corona hat alles bestimmt, unser Leben, unser Denken, unser Tun. Ja, Corona hat uns auf die Stimmung gedrückt, hat uns gereizt und gestresst. Wir waren angespannt, weil vieles ungewiss war. Wir waren sorgenvoll, manchmal unsicher, vielleicht ab und zu ängstlich. Aber war deshalb gleich das ganze Jahr 2020 Mist, Müll, Sch…? Diejenigen unter uns, die vielleicht durch Corona einen geliebten Menschen oder ihre Existenzgrundlage verloren haben, die selbst erkrankt und noch bis heute mit gesundheitlichen und beruflichen Folgen zu kämpfen haben, die Schweres und Belastendes auszuhalten hatten und haben, die mögen das verständlicherweise so oder ähnlich empfinden. Aber war wirklich alles schlecht und schrecklich?
Als
Pfarrer mag man mir Berufs-Optimismus unterstellen. Aber ich möchte wenigstens
eine Lanze für einen genaueren Blick auf 2020 brechen. Und zwar unter dem
Vorzeichen des Spruches aus der Bibel: Meine Zeit steht in deinen Händen
(Psalm 31,16a). Die Zeit, die wir erleben und verbringen, ist nie immer nur
Müll und zum Wegwerfen. Weil die Zeit uns grundsätzlich von Gott geschenkt ist.
Er hält alle Zeiten in seiner Hand. Und ich gehe davon aus, dass er sie in
grundsätzlich guten Händen hält. Natürlich kann man jetzt einwenden: Ja, aber,
warum gibt es dann so viel Schreckliches, warum leiden Menschen, warum gibt es
Corona? Das weiß ich nicht. Wir sind schwierigen, schweren, belastenden Dingen
ausgesetzt, das stimmt. Und das wird auch immer so sein. Aber bei alledem
möchte ich darauf vertrauen, dass Gott uns zu allen Zeiten in seiner Hand hält,
dass er da ist und uns begleitet. Das lässt mich durchhalten. Das gibt mir
Kraft zum Weitermachen. Das gibt mir Zuversicht, auch wenn es mal nicht gut
läuft und schlecht aussieht. Und: Es weitet meinen Blick. Ich gehe davon aus,
dass nicht nur alles schlecht ist. Ich versuche, auch gute und schöne Dinge zu
sehen, sie wahrzunehmen, sie zu erleben. Und mich an sie bewusst zu erinnern.
Weil ich fest davon überzeugt bin, dass Gott immer auch Gutes wirkt. Vielleicht
ist das manchmal mehr als zu anderen Zeiten verborgen und überlagert.
Also: Was hindert uns daran, auch Gutes und Schönes in 2020 zu sehen? Und uns im Rückblick dran zu erinnern? Auch kleine, unscheinbare Dinge. Ich bin mir sicher, dass jede und jeder von uns auch Gutes und Schönes im zurückliegenden Jahr finden kann. Vielleicht hat Corona auch Gutes bei uns bewirkt? Vielleicht haben wir Neues entdeckt? Wir mussten schnell viel dazulernen und etwas anders machen. Wir haben vieles in kurzer Zeit geschafft, und wissen manchmal vielleicht gar nicht wie. Eine tolle Leistung! Wir sind – hoffentlich - gesund geblieben. Wir haben unsere Familie und unseren Alltag zwischen Kindern und Homeoffice gemanagt. Vielleicht haben sich Kontakte auf andere Weise intensiviert. Vielleicht haben sich auch neue ergeben trotz räumlichem Abstand. Vielleicht konnte ich Dinge zu Hause erledigen, die lange liegengeblieben waren. Vielleicht habe ich manche Zeiten ohne den üblichen Termindruck und Trubel mal ganz anders und intensiver erlebt. Vielleicht hatte ich die Gelegenheit, Dinge mal anders zu sehen und zu machen. Möchte ich davon auch etwas mit ins nächste Jahr und in die Zeit nach Corona nehmen? Oder schätze ich nach der Pandemie vielleicht manche Dinge wieder mehr, die bisher eher selbstverständlich waren? Ich merke im Rückblick, dass ich z. B. in den letzten Monaten viel mehr in der Natur unterwegs gewesen bin als sonst. Und habe herrliche Impressionen übers Jahr eingefangen. Schnappschüsse mit dem Handy, die mir gut getan, die mir Mut und Hoffnung gegeben haben. Ein paar davon sind hier zu sehen.
Ja, ich gebe zu, es war ein schwieriges Jahr. Es war ein Krisen-Jahr. Aber es war nicht nur ein schlechtes Jahr. Ich möchte es nicht wegwerfen. Ich möchte es bewusst in Erinnerung behalten als ein Jahr, das uns ordentlich durchgerüttelt hat, Dinge auf den Kopf gestellt, aber auch neu sortiert hat. Ein Jahr, das die Chance geboten hat, Dinge nochmal anders zu sehen und zu machen. Und ein Jahr, das mit der Aussicht auf einen Lichtschein am Ende des Tunnels endet. Wir dürfen die berechtigte Hoffnung haben, dass durch die Impfungen in den nächsten Monaten vieles wieder einfacher wird. Bis dorthin brauchen wir noch Geduld und Rücksicht. Bis dorthin müssen wir noch nach besten Kräften auf Abstand durchhalten. Im Vertrauen darauf, dass Gott unsere Zeit in seinen guten Händen hält. Oder wie es auch in der Bibel heißt: Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird´s wohlmachen (Psalm 37,5).
Wer beten möchte:
Gott, ein schwieriges Jahr liegt hinter uns. Lass uns aber auch nicht vergessen, was es Gutes, Gelungenes und Schönes darin gab. Wenn ich an 2020 zurückdenke, dann danke ich dir für … Dann beklage ich mich über … Und dann bitte ich dich um und für … Schenke uns Kraft, Geduld und Zuversicht für die ungewisse Zeit, die kommt. Behüte uns mit deinem guten Segen. Amen.
Wer singen möchte: Meine Zeit steht in deinen Händen (EG 644; s. auch: https://www.youtube.com/watch?v=u5cWGXLpQ4M), Von guten Mächten wunderbar geborgen (EG 65; s. zur modernen Version auch: https://www.youtube.com/watch?v=aN7dGz6NH5M)
Kommt/Kommen Sie gut, möglichst gesund und vor allem behütet ins nächste Jahr!
Ihr und Euer Pfarrer Norman Roth
Was ich noch zu sagen hätte... : Ganz herzlichen Dank allen, die unsere Kirchengemeinde in irgendeiner Weise im vergangenen schwierigen Jahr unterstützt haben. Mit praktischem Anpacken oder auch mit einer Ermutigung oder einem Gebet. Ein besonderer Dank gilt hier den Ortsgemeinden Jettenbach, Bosenbach, Kollweiler und Niederstaufenbach für die unkomplizierte Hilfe! Wir haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen und Gottes gute Hoffnungs-Botschaft auf verschiedenen Kanälen zukommen zu lassen. Teilt bitte gerne auch mein Seelenfutter mit denen, die nicht online sind. Vielen Dank.
„Ich steh an deiner Krippen hier“, heißt es in einem Weihnachtslied von Paul Gerhardt aus dem Jahr 1653. Hier stehe ich vor der Krippe in unserer Kirche in Bosenbach. Sonst stehen wir in der Weihnachtszeit vor unzähligen Krippen. Und bestaunen die oft liebevoll und mit viel Mühe gestalteten Kunstwerke. Mal modern, mal traditionell. Aber eine Sache darf nicht fehlen: Maria und Josef mit dem Jesuskind in der Krippe. Die Grundausstattung quasi einer jeglichen christlichen Weihnachts-Szenerie. Die Krippen, sie bringen Gottes Weihnachtsbotschaft anschaulich zu uns. In diesem Jahr können wir öffentlich nur ganz wenige Krippen betrachten. Und schon gar keine großen. Die riesige aus dem Speyerer Dom etwa hat man auf die Schaufenster von Geschäften in der naheliegenden Einkaufsstraße verteilt. Krippe to go, also. Man steht jeweils vor einem Teil. In Corona-Zeiten bilden sich somit keine großen Pulks von Menschen vornedran. In unseren Dörfern ist der Ansturm überschaubar, erst recht jetzt. In den beiden Kirchen Jettenbach und Bosenbach können unsere historischen Krippen angesehen werden. Zumindest zu den Andachts- und Gottesdienstzeiten bis Silvester. Und in Jettenbach auf dem Eugen-Kleemann-Platz gibt es seit einigen Jahren eine mobile Krippe in einem kleinen Wagen hinter Glas. Ein schönes Ziel für jeden Weihnachts-Familienspaziergang durchs Dorf.
Oder wir gestalten uns eine Krippe zu Hause in diesem Jahr besonders ausführlich und hübsch. Unzählige Möglichkeiten gibt es da: von Holzfiguren über Papierbögen bis hin zu Playmobilfiguren. Krippe zu Hause, Krippe at home wie man heute auch sagt, ganz corona-sicher. Jetzt erst recht. Mal steht alles schon an seinem Platz. Mal ergänzt man nach und nach Figuren, Tiere, Zubehör. Manchmal gibt es sogar für die Haupt- und Nebenrollen des Krippenspiels einen Weg zur Krippe, vom 1. Advent bis Heilig Abend, quer durchs Wohnzimmer.
Krippen faszinieren Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Aber was zieht Klein und Groß an? Ich denke, es ist nicht nur die künstlerische Gestaltung, die Mühe und Zeit, die gebraucht wurden, um die Krippe so schön aufzubauen. Wenn ich von mir ausgehe, dann ist es seit Kindertagen folgendes: Die Weihnachtsgeschichte wird lebendig. Da sind Menschen und Tiere. Die leben in irgendeiner Landschaft. Und erleben etwas. Nämlich etwas Einmaliges: Gott kommt auf die Welt. Als kleines Baby in einem Stall. Er kommt nicht auf Wolke sieben. Nein, er wird an einem schlichten Ort in der Welt geboren. Dieser Ort könnte überall sein. Und wenn ich vor einer Krippe stehe, dann ist Gott irgendwie zum Sehen und zum Greifen nah. So mancher Scherzkeks hätte das Jesuskind schon immer mal gerne aus der Krippe „entführt“. Aber vielleicht würden viele von uns diesen Jesus ja tatsächlich am liebsten mit nach Hause nehmen. Bei sich behalten. Dieses besondere Kind. Nicht nur, weil dieses richtig gewickelte Baby Mutter- und Vater-Instinkte in uns weckt. „Ist das nicht süß, ist das nicht niedlich, das Jesulein“, bricht es da spontan aus mancher Betrachterin vor der Krippe heraus. Stimmt. Jesus war so wie jedes Baby. Er war ja Mensch. Aber dabei bleibt es nicht. Er ist viel mehr für Gott und für uns. Davon erzählt die gesamte Szenerie. Von diesem Jesus geht ein besonderer Glanz aus. Das merkten die Menschen damals. Und das spüren auch wir, die wir heute in die Krippe gucken. Weil wir wissen, wie es mit Jesus weitergegangen ist: Dass er Menschen an Körper und Seele heil gemacht hat. Dass er nicht tot geblieben ist. Und gezeigt hat, dass Gott uns beisteht, mit uns durchs Dunkel geht, dass Gott ein Gott der Liebe und des Lebens ist. Einer, der Licht-Glanz in unser Lebens-Dunkel bringt. Und die Hoffnung auf bessere Zeiten bei uns hochhält. Mit oder ohne Corona-Impfstoff…
Wenn wir vor einer Krippe stehen und Jesus
betrachten, einen Moment innehalten, an Gott und seine Liebe zu uns denken,
dankbar staunen und vielleicht anfangen, ein Gebet zu sprechen. Dann ist es
nicht mehr weit, dass Gott seine Krippe auch in unserem Herzen aufschlägt. Paul
Gerhardt beschreibt es in seinem Weihnachtslied so: „Eins aber, hoff ich, wirst du mir, mein Heiland, nicht versagen: dass
ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen. So lass mich doch dein
Kripplein sein; komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden“.
Dazu Passendes aus der Bibel:
Die Weihnachtsgeschichte beim Evangelisten Lukas 2,1-20 (s. Faltblatt oder in jeder Bibel)
Ein besonderer persönlicher Tipp: Weihnachtsgeschicht uff pälzisch, gelesen von mir als kleiner Weihnachtsgruß auf dem YouTube-Kanal unseres Dekanates an Alsenz und Lauter: https://www.youtube.com/channel/UCjRJRduNlMM-QTp3q6jv3vQ/videos - oder - https://youtu.be/D4SzniX5dSA
Wer beten möchte:
Guter Gott, komm zu uns an Weihnachten. Lass Dein Licht der Liebe und des Lebens für uns scheinen. Besonders für diejenigen, die es schwer haben und im Dunkeln sitzen. Gib uns allen Halt und Zuversicht bei dir. Das, was uns beschäftigt, vertrauen wir dir an … Amen.
Wer singen möchte: Viele verschiedene bekannte Weihnachtslieder; haben Sie ein Lieblings-Weihnachtslied? Zwei Lieder sind auf dem Faltblatt abgedruckt. Passend zu meinen Gedanken: Ich steh an deiner Krippen hier (EG 37).
Kurze Gottesdienste an Weihnachten und Silvester: Herzliche Einladung!
Kollweiler: Heilig Abend 17 Uhr (keine Plätze mehr!) + 19.15 Uhr (beide Bürgerhaus), Silvester 17 Uhr (Kirche)
Kirche Jettenbach: Heilig Abend 16.15 Uhr + 18.30 Uhr (keine Plätze mehr!) + 23 Uhr; 2. Weihnachtstag 10.30 Uhr mit Picknick-Abendmahl; Silvester 18 Uhr
Kirche Bosenbach: Heilig Abend 15.30 Uhr + 17.45 Uhr; 2. Weihnachtstag 9.15 Uhr mit Picknick-Abendmahl, Silvester 19 Uhr
Für alle Gottesdienste ist eine Anmeldung im Pfarramt per Telefon oder E-Mail erforderlich!
Ich wünsche Euch und Ihnen allen trotz allem und gerade in diesem schwierigen Jahr ein Weihnachten, dass zu Herzen geht. Mögen Sie, mögt Ihr Gottes Licht und Liebe spüren. Und es Euch und Ihnen Halt und Zuversicht geben für alles, was kommt.
Herzlichst - auch im Namen der Presbyterinnen und Presbyter
Euer und Ihr Pfarrer Norman Roth
PS: Bitte teilt diese Gedanken auch mit denen, die nicht online sind. Danke.
Die Sonne scheint heute prächtig vom Himmel. Was für ein Start in das 4. Adventswochenende! Das Licht tut gut nach den neblig-trüben und nasskalten Tagen. Ich freue mich richtig drüber. Und irgendwie freue ich mich auf Weihnachten. Auch wenn dieses Jahr alles anders sein wird. Auch wenn vieles nicht wie gewohnt passiert. Auch wenn es für mich mehr Arbeit ist als sonst üblich über die Feiertage. Ja, ich steh dazu, ich freu mich drauf. Ich freu mich drauf, die Weihnachtsbotschaft unter die Menschen zu bringen. Egal auf welchem Weg: Als Kartengruß, als Licht, Tüte oder Andacht, im kleinen Kreis eines kurzen Gottesdienstes oder im Video auf YouTube. Gott wird kommen, da bin ich mir sicher. Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit. Wir werden ihm begegnen können:
Vielleicht in einem anderen Menschen, der uns unerwartet eine Freude bereitet oder uns tröstet, der liebevoll und einfühlsam bei uns ist, der sich per Telefon oder mit ein paar Zeilen bei uns meldet. Vielleicht ist Gott da, wenn wir von einer Weihnachtserzählung, egal ob aus der Bibel oder aus einem anderen Büchlein oder aus dem Internet, im Herzen angerührt werden. Oder ein Bild, eine Musik oder eine Szenerie faszinieren uns. Und gibt uns Kraft und Mut.
Vielleicht ist Gott da, wenn jemand durch eine Corona-Infektion gut hindurchkommt oder wir uns nicht anstecken.
Vielleicht ist Gott da, wenn jemand, der im medizinischen oder pflegerischen Bereich gerade unendlich viele Überstunden macht, dabei ungeahnte Kräfte entwickelt und weiß gar nicht wie.
Vielleicht ist Gott da, wenn eine versöhnliche und friedliche Geste möglich wird.
Vielleicht ist Gott da, wenn schier Unmögliches doch möglich wird.
Hoffentlich und erst recht an Weihnachten, wo Gott aus Liebe als Mensch zu uns Menschen kommt. Damit wir nicht hoffnungslos in manchem Lebens-Dunkel festsitzen. Sondern weitergehen können, begleitet von seinem Lebenslicht.
Dass auch unerwartete Dinge an Weihnachten in Gottes Namen passieren können, darauf freue ich mich. Ich freu mich drauf, anderen ein bisschen Wärme, Trost, Zuversicht und Kraft zusprechen zu können. Und bitte Gott darum, mir dabei zu helfen.
Und Sie und Ihr, können Sie sich, könnt Ihr Euch trotz allem auf Weihnachten freuen? Oder nehmen Euch und Sie die Bilder und Entwicklungen dieser Tage gefangen? Sind die Ängste und Sorgen sehr stark? Oder ist die Aussicht auf die ganz anderen Weihnachtstage für manche unbefriedigend, traurig und belastend? Belastendes, Ängste und Sorgen, die ganze Corona-Lage kann man nicht einfach schönreden oder wegreden, Aber vielleicht hilft es wenigstens ein bisschen, sich zu fragen: Worauf habe ich mich früher und in den letzten Jahren an Weihnachten gefreut? Was hat mir gut getan? Was waren schöne Weihnachts-Erlebnisse? Und worauf freue ich mich trotz allem auch in diesem Jahr?
Vielleicht sind es ja Kleinigkeiten, denen wir mit ein bisschen Freude entgegensehen. Vielleicht hilft es auch, einfach mit der Möglichkeit zu rechnen, dass an Weihnachten etwas passieren könnte, über das ich mich freue. Vielleicht hilft es, damit zu rechnen, dass ich Gott auf irgendeine Weise begegnen könnte.
Und: Wenn alles gut geht, können wir uns hoffentlich auf ein halbwegs „normales“ Weihnachtsfest im nächsten Jahr freuen…
Dazu Passendes aus der Bibel:
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Philipper 4,4.5b)
Wer beten möchte:
Guter Gott,
nur noch wenige Tage bis Weihnachten! Es ist und wird alles so anders als wir es gewohnt sind! Lass uns trotz allem Dinge finden, an denen und auf die wir uns freuen können. Schenk vor allem auch denen ein Stück Freude und Leichtigkeit, die es gerade schwer haben: die von Corona getroffen und betroffen sind. Die für andere Menschen da sind und dabei an den Rand ihrer Kräfte oder darüberhinaus gehen. Menschen, die krank, sterbend, einsam sind, auf deren Seele ein dunkler Schatten liegt. Wir bringen alles zu dir, was uns belastet und freut … Wir bringen zur dir die Menschen, an die wir denken und die ein Stück Freude gut gebrauchen können … Bei sind alle und ist alles gut aufgehoben. Du kannst Traurigkeit in Freude verwandeln. Nicht nur an Weihnachten. Darauf vertrauen wir. Darauf hoffen wir. Darauf freuen wir uns. Amen.
Wer singen möchte: Tochter Zion, freue dich (EG 13) und passend dazu das Video aus dem Musikantendom Jettenbach: https://www.youtube.com/watch?v=cpGAuzS63Ak&feature=youtu.be
Kurze Gottesdienste an Weihnachten:
Aufgrund der neuen Corona-Schutzverordnung mussten wir teilweise die Uhrzeiten für die geplanten Familien Andachten an Heilig Abend anpassen. Hier nochmal alle Weihnachts-Kurz-Gottesdienste aktuell auf einen Blick:
Bürgerhaus Kollweiler: Heilig Abend 17 Uhr (keine Plätze mehr!) + 19.15 Uhr
Kirche Jettenbach: Heilig Abend 16.15 Uhr + 18.30 Uhr (keine Plätze mehr!) + 23 Uhr; 2. Weihnachtstag 10.30 Uhr
Kirche Bosenbach: Heilig Abend 15.30 Uhr (keine Plätze mehr!) + 17.45 Uhr; 2. Weihnachtstag 9.15 Uhr
Für alle Gottesdienste ist eine Anmeldung im Pfarramt per Telefon oder E-Mail erforderlich!
Aktion Hoffnungsläuten und Hoffnungslicht:
Unsere Kirchengemeinde beteiligt sich noch bis Ende des Jahres jeden Mittwoch abend um 19.30 Uhr am ökumenischen Hoffnungsläuten. Die Glocken laden zum Gebet in der Corona-Zeit ein. Wer möchte, kann außerdem zusätzlich eine brennende Kerze am Fenster oder vor der Haustüre aufstellen. Termine: 23.12. und 30.12.
Möglichst viel Weihnachts-Vorfreude am 4. Advent wünscht Euch und Ihnen allen
Ihr und Euer Pfarrer Norman Roth
PS: Und wie immer die Bitte, dieses Seelenfutter auch mit denen zu teilen, die nicht online sind. Vielen Dank.
Die Andacht um 18:30 Uhr in der Kirche Jettenbach bleibt bestehen.
Statt 19:15 Uhr gibt es nun bereits um 16:15 Uhr eine Familien-Andacht!
Für diese sind noch genügend Plätze frei.
Wer sich anmelden möchte, kann dies gerne noch tun: Entweder telefonisch im Pfarramt unter 06385 993074 oder per E-Mail an [email protected], dafür gerne auch den gelben Anmeldezettel im Gemeindebrief einscannen oder abfotografieren.
Herzliche Grüße
Pfarrer Norman Roth
Wer waren eigentlich Ihre und Eure Wegbereiter bisher im Leben? Immer wieder gibt es ja solche, die einem Wege ebnen, die einem helfen etwas zu erreichen. Die vielleicht jetzt schon etwas aufscheinen lassen vom Ziel, auf das man zusteuert. Bei den wichtigen und grundlegenden Wegstrecken im Leben braucht es Unterstützer. Eltern können das sein, Lehrerinnen oder Ausbilder, erfahrene Freundinnen und Freunde.
Am heutigen 3. Advent erinnern wir uns an einen Wegbereiter: Johannes der Täufer. Er hat Jesus den Weg geebnet. Er hat den Menschen angekündigt, dass Gott zu uns Menschen auf die Erde kommt, um bei uns zu sein. Und um Licht in manches Dunkel des Lebens zu bringen. Er sagte zu den Menschen: Stellt Euch innerlich und äußerlich drauf ein, dass Gott zu Euch kommt. Überprüft, ob das, was Ihr denkt und macht, für Gott okay ist.
Und weil der 3. Advent in diesem Jahr auf den 13. Dezember fällt, möchte ich auch noch an eine andere Wegbereiterin erinnern. Eine Webereiterin für das Licht an Weihnachten, auf das wir gerade in diesen dunklen Tagen und schwierigen Zeiten warten. Warten auf Wärme und Geborgenheit, Warten auf Nähe und vielleicht auch ein bisschen Normalität so wie früher. Ich möchte an Lucia erinnern, deren Gedenktag heute ist. Unsere katholischen Geschwister verehren sie als Heilige. Sie gehört zu den Lichtheiligen im Advent:
Lucia war in römischer Zeit um 286 in Syrakus auf Sizilien geboren worden. Und starb den Märtyrertod an einem 13. Dezember, entweder 304 oder 310. Lucia bedeutet übersetzt „die Leuchtende“ oder „die Lichtträgerin“.
Was passiert, wenn die Tochter ewige Jungfräulichkeit gelobt, die Mutter aber schon deren Verlobung arrangiert hat? Wenn der abgewiesene Verlobte mit aller Macht verhindern will, dass die Jungfrau ihr Geld für Arme, Kranke und Verfolgte einsetzt? Lucia geht unbeirrt ihren christlichen Weg. Sie versorgt verfolgte Glaubensgeschwister in deren unterirdischen Verstecken mit Essen und Trinken. Um sich im Dunkeln zurechtzufinden und die Hände frei zu haben, trägt sie auf dem Kopf einen Lichterkranz. Die Versuche ihres einstigen Verlobten, sie in ein Bordell zu zwingen oder gar zu töten, scheitern zunächst. Als sie schließlich erstochen wird, prophezeit sie den nahenden Frieden. Die lichtvolle Lucia wird in einer Katakombe bestattet und noch heute in Italien als Volksheldin verehrt.
Aber vor allem auch in den skandinavischen Ländern im Norden begeht man das beliebte Lucia-Fest mit allerlei Brauchtum. Vor der Kalenderreform im 6. Jhd. war der Lucia-Tag der dunkelste Tag des Jahres. An ihrem Gedenktag feierte man also die „Wiederkehr des Lichtes“. Im hohen Norden ist es im Dezember nur wenige Stunden hell. Und das verleiht dort dem Fest bis heute eine besondere Bedeutung.
Die Schweden feiern seit dem 18. Jhd. ihre Lucia auf eigene Weise: Am Vorabend backen die Kinder spezielle Hefebrötchen mit reichlich Safran, die „Lussekatter“, oder sternförmige Ingwerkekse. Am Festtag selbst ziehen junge Frauen in weißen Gewändern in Prozessionen durch Städte und Gemeinden und singen. Die Orte wählen offizielle „Luciaköniginnen“, die dann mit Lichterkrone voller Kerzen und gefolgt von ihren „Jungfern“ Altenheime, Krankenhäuser und Hospize besuchen. Sie lassen ihren Auftritt aber auch von Firmen buchen, um damit Geld für karitative Zwecke zu sammeln, etwa für die Krebsforschung oder die Obdachlosenhilfe. Außerdem erscheint das älteste Mädchen der Familie am frühen Morgen des 13. Dezember in weißem Kleid, den Kopf mit einem Kranz aus Preißelbeeren und brennenden Kerzen geschmückt. Sie weckt die Familienmitglieder und bringt ihnen Frühstück ans Bett. Als singende Vorbotin des Weihnachtslichtes: „Nacht stapft mit schwerem Gang um Hof und Garten. Sonn´ bleibt jetzt aus, so lang im Schatten wir warten. Da tritt mit Lichterschein ins dunkle Haus herein Sancta Lucia, Sancta Lucia“.
Jesus sagt von sich selbst: Ich bin das Licht der Welt. Wer sich zu mir hält, der wird nicht im Dunkeln tappen, sondern wird das Licht des Lebens haben (Johannes 8,12). Dieses Licht liegt an Weihnachten in der Krippe im Stall. Aber noch ist nicht Weihnachten. Elf Tage sind es noch bis zum Fest Gottes des Lichts, der Liebe, des Lebens. Noch braucht es für dieses gewichtige Ereignis Leute, die den Weg zum Licht bereiten. Bis dorthin braucht es noch Erinnerer und Unterstützer. Bis dorthin braucht es noch Lichtgestalten. Lucia ist so eine Lichtgestalt gewesen, mit ihrem großen Gottvertrauen, ihrem Licht, ihrer Wärme und ihrer Hilfe für Menschen, die in Schwierigkeiten waren, die im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln saßen. Auch wir können jetzt schon Gottes Licht, das von Weihnachten her unseren Weg ausleuchtet, in uns aufnehmen. Und zur Lichtgestalt für jemand anderen werden. Erst recht in dieser dunklen und schwierigen Zeit. Auch wir können auf verschiedene Weise und selbst auf Abstand Wärme und Unterstützung zu den Menschen um uns herum bringen. Jede und jeder von uns kann durch bewussten Verzicht oder beherzten Einsatz irgendwie und irgendwo zum Wegbereiter von Gottes Licht werden. Das Licht, auf das wir an Weihnachten warten.
Dazu Passendes aus der Bibel:
Johannes wurde schon vor Jesus geboren. Dabei hat sein Vater Zacharias, ein gläubiger Mensch und Priester, ein Loblied auf ihn, den Wegbereiter Gottes angestimmt. Hier ein Ausschnitt daraus:
Wer beten möchte:
Guter Gott!
Hilf uns jetzt in diesem Advent und in dieser schwierigen Zeit, die Augen offen zu halten für dich und für das, was um uns herum geschieht; in unseren Familien, in unserer Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in unseren Dörfern, in unserem Land und auf der ganzen Welt.
Hilf uns, aufmerksamer, mitfühlender und liebevoller zu denken, zu leben und zu handeln.
Hilf uns, bereit zu sein; damit zu rechnen, dass Jesus uns begegnen will – nicht erst in einer fernen Zukunft, sondern jetzt, ganz unerwartet und klein in irgendeinem Menschen, der mich heute oder morgen braucht.
Hilf uns, dein Licht des Lebens und der Liebe in uns aufzunehmen und an andere weiterzugeben. Amen.
Aktion Hoffnungsläuten und Hoffnungslicht:
Unsere Kirchengemeinde beteiligt sich noch bis Ende des Jahres jeden Mittwoch abend um 19.30 Uhr am ökumenischen Hoffnungsläuten. Die Glocken laden zum Gebet in der Corona-Zeit ein. Wer möchte, kann außerdem zusätzlich eine brennende Kerze am Fenster oder vor der Haustüre aufstellen. Termine: 16.12., 23.12. und 30.12.
Einen lichtvollen und erleuchtenden 3. Advent
und Lucia-Tag wünscht Euch und Ihnen allen
Ihr und Euer Pfarrer Norman Roth
PS: Wie immer die Bitte, diese Gedanken auch mit denen zu teilen, die nicht online sind. Danke.
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