Sonntagsgedanken 24.05.2020: Bleib bei der Wahrheit!
Was ist wahr und was ist nicht wahr? Was kann ich glauben und was kann ich nicht glauben? Was stimmt und was stimmt nicht? In diesen Tagen ist das manchmal schwer, auseinanderzuhalten und herauszufinden. Über das Corona-Virus, seine Herkunft, seine Verbreitung und seine Bekämpfung durch die Regierungen und die Behörden gibt es viele Falschmeldungen und viele Verschwörungserzählungen. Gerade in einer Zeit, in der viele von uns schlichtweg keine Lust mehr auf Corona haben, klingt so manches davon gut und nachvollziehbar. Schon als Kind haben uns „Flunkergeschichten“ angezogen. Und wie viele Menschen waren schon von den fabelhaften und listigen Lügengeschichten des legendären und tollkühnen Barons Münchhausen begeistert. Sie gehen zurück auf den niedersächsischen Adligen Freiherr von Münchhausen, der im Mai vor 300 Jahren geboren worden war. Lügengeschichten haben schon seit der Antike Konjunktur. Im Mittelalter hat man sich den ein oder anderen Schwank aus seinem Leben erzählt und gesammelt. Falschmeldungen und Lügen, egal ob im Alltagsleben oder in der Politik, haben zwar meist die sprichwörtlichen „kurzen Beine“. Sie haben aber auch etwas Anziehendes und Faszinierendes.
Was kann mir helfen, die Nachrichten und Geschichten einzuordnen? Welchen Filter, welchen Maßstab kann ich anlegen? Gibt es etwas in mir, das mich eher richtig von eher falsch oder eher gut von eher schlecht unterscheiden hilft? Natürlich kann ich mir die seriösen Faktenchecks der öffentlich-rechtlichen Sender ansehen. Oder mich mit wissenschaftlichen Zeitschriften oder Websites schlau machen. Da wird einiges Fragwürdiges oder Falsches aufgedeckt und entlarvt. Die tatsächlichen Fakten und Hintergründe erklärt.
Aber es gibt noch einen anderen Wahrheitsfilter. Er hilft uns auf ganz andere Weise, die Fakten, die wir hören, sehen und lesen zu checken: Gottes Geist der Wahrheit. An diesem Sonntag bitten wir Gott speziell um diesen. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Jesus ist zu Gott gegangen. Er hat seinen Freunden versprochen, ihnen den Heiligen Geist zu schicken, den Tröster, wie Martin Luther ihn nennt. Oder den Beistand, wie man auch sagt, der hilft, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Und für Wahrheit und Gerechtigkeit sorgt. An Pfingsten erinnern wir uns daran, dass dieser Geist Gottes tatsächlich zu uns Menschen gekommen ist. Seitdem bleibt uns, Gott immer wieder zu bitten, uns mit seinem Geist, seiner göttlichen Kraft auszustatten fürs Leben. Wirkt Gottes Geist in uns, dann wissen wir zwar auch nicht immer gleich, ob etwas stimmt oder nicht. Aber der göttliche Filter in uns springt bei etwas Zweifelhaftem erst einmal auf „Störung“. Ein ungutes Bauchgefühl beschleicht uns. Gottes Geist hilft uns dann, kritisch und mit anderen Augen auf die Nachrichten, Fakten und Geschichten zu blicken. Er lässt uns den Maßstab der Liebe, der Wahrheit und der Gerechtigkeit zur Überprüfung und weiteren Recherche anlegen. Er hilft uns, die Dinge zu hinterfragen, von verschiedenen Seiten zu betrachten und ihnen auf den Grund zu gehen. Soweit wir das können. Und hilft dabei, zu enttarnen, was nicht dem Leben dient, sondern es verhindert oder gar zerstört.
Damit wir uns auch morgen noch kraftvoll für die Wahrheit einsetzen können, brauchen wir Gottes guten Geist. Bitten wir Gott, dass er uns mit dieser seiner Kraft beschenkt. Und stimmen wir ein in das Lied: „O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann“ (EG 136).
Dazu Passendes aus der Bibel:
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Jetzt gehe ich zu dem, der mich beauftragt hat. Und keiner von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Im Gegenteil: Ihr seid nur traurig, weil ich euch das gesagt habe. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, wenn ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, kommt der Beistand nicht zu euch. Aber wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch schicken.
Wenn dann der Beistand kommt, wird er der Welt vor Augen führen, was Schuld ist, und was Gerechtigkeit und Gericht – Schuld: dass sie nicht an mich glauben; Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe, wo ihr mich nicht mehr sehen könnt; Gericht: dass der Herrscher dieser Welt schon verurteilt ist.
Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber das würde euch jetzt überfordern. Wenn dann der Beistand kommt, wird er euch helfen, die ganze Wahrheit zu verstehen. Denn er ist der Geist der Wahrheit. Was er sagt, stammt nicht von ihm selbst. Sondern er wird das weitersagen, was er hört.
Und er wird euch ankündigen, was dann geschehen wird. Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen: Denn was er euch verkündet, empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Deshalb habe ich gesagt: Was der Geist euch verkündet, empfängt er von mir.
(Johannes 16,5-15; Basis Bibel)
Wer beten möchte:
Mit Worten aus Psalm 27 (EG 714):
Oder:
Gott, du Freund der Menschen, dein Licht erleuchtet uns, dein Wort spricht uns ins Herz. Sende uns den Geist deines Sohnes Jesus Christus, dass er uns in unseren Sorgen beisteht und uns deine Wahrheit erkennen lässt.
Es gibt viel Traurigkeit in der Welt. Menschen weinen und tragen schwer an dem, was ihnen widerfährt. Wir bitten dich um den Geist der Freude.
Es gibt viel Selbstsucht in der Welt. Menschen denken rücksichtslos nur an ihren Vorteil, an ihren Genuss, haben Angst zu kurz zu kommen. Wir bitten dich um den Geist der Geschwisterlichkeit.
Es gibt viel Lüge in der Welt. Menschen verbreiten Falschmeldungen und flüchten sich in Verschwörungsphantasien. Wir bitten dich um den Geist der Wahrheit.
Es gibt viel Hass auf der Welt. Menschen lassen sich aufstacheln von Vorurteilen und Neid. Wir bitten dich um den Geist des Friedens.
Es gibt viel Angst in der Welt. Menschen verlieren die Freude am Leben und vereinsamen. Wir bitten dich um den Geist der Hoffnung.
Vielen fehlt in diesen Tagen und Wochen die Kraft, der schweren Zeit so lange standzuhalten. Gott, wir bitten dich um deinen Geist, um Trost, um Mut.
Ja, komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen der Menschen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe. Amen.
Bleibt weiter behütet und gesund!
Herzliche Grüße von Eurem Pfarrer Norman Roth
PS: Wie immer die Bitte, diese Gedanken auch an diejenigen weiterzugeben, die nicht online sind. Vielen Dank!