Seelenfutter 08.11.2020: barmherzig - warmherzig
In diesen Tagen bereite ich mich mit den 2. Klässlern auf Sankt Martin am 11. November vor: Wir haben nochmal die bekannte Geschichte von Martin aus Tours gehört. Er lebte im 4. Jhd. n. Chr. War zunächst Soldat. An einem Wintertag hat er einem unbekleideten armen Mann die Hälfte seines Mantels gegeben. Im Traum begegnet ihm Jesus Christus. Er lässt sich taufen. Wird Priester und später sogar Bischof. Unsere katholischen Geschwister verehren ihn bis heute als Heiligen.
Gerade jetzt in der dunklen und kalten Jahreszeit geht diese Geschichte jedes Jahr wieder Kindern und Erwachsenen zu Herzen. Der barmherzige Martin als christliches Vorbild. Barmherzig bedeutet warmherzig, hab ich mit den Schulkindern überlegt. Kann man sich sogar gut merken. Weil es sich reimt. Dieser gutherzige Mensch erzeugt eine warme Stimmung in kalter Zeit. Macht es hell, wo es dunkel ist. Deshalb basteln wir normalerweise für den Martinstag traditionell Laternen. Ziehen mit ihnen singend durch die Straßen. Und bringen Wärme und Licht zu den Menschen. In diesem Jahr müssen wir uns darauf beschränken, schöne Fensterbilder in warmen Farben herzustellen. Mit Öl getränkte bunte Ausmalbilder. Sie leuchten herrlich, wenn die Herbstsonne mal stärker ist als die Wolken und in warmem Gelbton hindurchscheint.
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lukas 6,36), sagt Jesus. Und der hat uns gezeigt, wie barmherzig Gott mit uns Menschen umgeht: Er hilft uns, lässt uns nicht im Stich. Er mag uns, geht liebevoll mit uns um. Und er vergibt uns, wenn wir mal etwas falsch gemacht haben und es bereuen. Genauso ist Jesus den Menschen begegnet. Durch ihn scheint Gottes Liebe hindurch. Macht unser Leben hell. Und so warmherzig barmherzig Gott zu uns Menschen ist, so warmherzig barmherzig sollen wir auch den Menschen um uns herum begegnen. Gott gibt uns die Kraft dazu.
Erst recht jetzt im kalten, dunklen Herbst und bald Winter. Erst recht jetzt in der angespannten Corona-Zeit, in der wir wieder oder weiter konsequent räumlich auf Distanz zueinander gehen müssen. Uns voreinander mit Masken und Kontaktvermeidung schützen sollen. Damit wir möglichst gesund bleiben.
Erst recht jetzt sollten wir besonders warmherzig und barmherzig miteinander umgehen. Und uns nicht herzlos die kalte Schulter zeigen. Vielleicht können wir jemandem eine Decke abgeben, wenn er oder sie gerade mal die derzeitige Grundausstattung vergessen hat. Wir sollen ja möglichst viel an der Luft sein und regelmäßig lüften. Da wird eine Decke zur Beinheizung und zum Herzenswärmer. Vielleicht sehen wir jemandem einen Fehler nach. Vielleicht schenken wir jemandem ein gutes, aufmunterndes, wertschätzendes Wort. Vielleicht schenken wir jemandem Zeit. Vielleicht zünden wir eine Kerze für jemanden an und schließen ihn oder sie mit ins Gebet ein. Vielleicht … Sicher gibt es gerade jetzt viele Gelegenheiten, um warmherzig barmherzig zueinander zu sein. Damit wir nicht nur möglichst gesund, sondern auch seelisch gut durch diese schwierigen Wochen und Monate kommen. Licht und Wärme in dunkler und kalter Zeit.
Gott behüte Euch und lasse Euch bei aller Anspannung warmherzig und barmherzig bleiben!
Euer Pfarrer Norman Roth
Übrigens gibt es für die Corona-Zeit eine tolle Mitmach-Aktion zu Sankt Martin: