Seelenfutter August 2021: Demut
An einem der schönen Sommerabende in den vergangenen Tagen musste ich in Weilerbach etwas erledigen. Als ich bei uns auf dem Hof in Jettenbach ins Auto stieg, fiel mir dieser leuchtend grüne Grashüpfer auf. Er saß auf dem Außenspiegel. Und ließ sich weder durch mein Öffnen von Türe und Fenster noch vom Starten des Motors stören. Er blieb einfach sitzen. Und „begleitete“ mich die ganze Fahrt auf Hin- und Rückweg. Ich rechnete damit, dass er vermutlich irgendwann vom Fahrtwind weggetragen wird. Er hielt durch. Einmal duckte er sich mit seinem schlanken Körper ganz weit runter, machte sich so „windschnittig“ wie möglich. Oder er platzierte sich zwischendurch direkt auf die Spiegelfläche. Selbst das Blenden der Sonne dort schien ihm nicht unangenehm zu sein. Wieder zu Hause angekommen nahm ich ein Blatt Papier und gab ihm behutsam einen neuen Platz in unseren Lavendelbüschen. Nach seinem bemerkenswerten „Ritt auf dem Autospiegel“ sollte er nicht sein Dasein in unserer dunklen, kahlen und kühlen Garage fristen…
Dieser Grashüpfer hat mich fasziniert. Ich war überrascht, dass er sich so lange und scheinbar mühelos auf dem Autospiegel festhalten konnte. Ein Wunder von Gottes Schöpfung, dachte ich. Respekt. Was es nicht alles gibt! Und wurde in dem Moment richtig demütig. Mir ist wieder bewusst geworden wie wunderbar doch Gott sich unsere Welt ausgedacht hat. Ich denke, jede und jeder von uns kennt solche Momente des bloßen Staunens. Und des Fasziniertseins. Besonders jetzt im Sommer mit seiner üppigen Natur. Gleichzeitig spüre ich dann, dass ich begrenzt bin in dem, was ich bin und kann. Dass es da einen „Chef“ gibt, der das Große und Ganze in der Hand hält. Demut nennt man das.
Neben allem Staunen gibt es aber auch ein Erschrecken über die dunklen und abgründigen Seiten des Lebens hier auf Erden, das uns demütig stimmen sollte. Die Corona-Pandemie, und jetzt die furchtbare Flutkatastrophe in der Eifel, im Ahrtal und in Teilen von Nordrhein-Westfalen oder die riesigen Waldbrände in Griechenland und der Türkei. Das alles zeigt uns, wie wenig wir doch trotz Hygiene, Hochwasserschutz, Warnsystemen und modernster technischer Ausrüstung gegen Gewalten der Natur machen können. Und wie sehr wir kleiner Teil eines großen Ganzen auf dieser Welt sind. Alles hängt miteinander zusammen und voneinander ab. Fehleinschätzungen und Fehltritte, aber auch Gleichgültigkeit oder Überheblichkeit gegenüber der Natur oder dem Klima können erhebliche und schreckliche Auswirkungen haben. Gleich oder in der Zukunft. Wir können viel tun. Wir können viel Gutes und Sinnvolles für uns, die anderen und diese Erde, auf der wir wohnen, tun. Aber wir haben nicht alles in der Hand. Gott ist letztlich der „Herr im Ring“. Wir sind darauf angewiesen, dass er im Großen schaltet und waltet. Das anzuerkennen, nennt man Demut.
In der Bibel heißt es: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade“ (1. Petrus 5,5). Gott mag es, wenn wir demütig sind. Sicherlich nicht, wenn wir alle Verantwortung an ihn abgeben und unsere Hände in den Schoß legen. Gott mag es, wenn wir ihn Gott sein lassen. Und uns eingestehen, dass wir auf seine Hilfe und Begleitung angewiesen sind. Aber gleichzeitig das tun, was uns möglich, was nötig und in Gottes Namen gut ist für uns, für andere und diese Erde.
Wer beten möchte:
Gott, so viel Schreckliches ist in den letzten Wochen und Tagen geschehen. Lass uns demütig sein. Und uns dran erinnern, dass wir zwar viel machen können. Aber nicht alles selbst in der Hand haben. Lass uns das Staunen über Deine wunderbare Schöpfung nicht verlieren. Und lass uns darauf vertrauen, dass du auch bei allem Schrecklichen, das passiert, bei uns bist. Wir denken besonders an die Menschen in den Flutgebieten von Nordrhein-Westfalen und im Norden von Rheinland-Pfalz. Vielen hat die Katastrophe alles genommen, liebe Menschen, die Existenz. Viele leiden an Körper und Seele. Viele wissen immer noch nicht so recht, wie es weitergehen soll. Sei du bei ihnen. Halte sie fest in deiner Hand. Öffne neue Wege. Und gib trotz allem Zuversicht. Wir bitten dich auch für die Menschen in Afghanistan. Lass die Lage nicht weiter eskalieren. Lass Lösungen gefunden werden, die den Menschen die Ängste nehmen können. Gib den Menschen in den reichen und sicheren Ländern dieser Erde ein weites und hilfsbereites Herz für die Menschen, die von dort auf der Flucht sind.
Gib uns allen die Kraft und den Mut, dort zu helfen, wo unsere Hilfe benötigt wird.
Und alles, was uns hier und jetzt außerdem beschäftigt, was uns freut und bedrückt, das sagen wir dir. Im Vertrauen darauf, dass du uns hörst … Amen.
Wer singen und zuhören möchte:Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut (EG 662)
Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz
Herzliche Einladung zu unseren nächsten Gottesdiensten:
- Sonntag 29. August um 10.30 Uhr Kirche Jettenbach
- Sonntag 5. September um 10 Uhr Kirche Bosenbach