Time to say goodbye - Zeit, Abschied zu nehmen
Liebe Leute in Jettenbach, Bosenbach, Kollweiler und Niederstaufenbach!
Bestimmt kennt Ihr die alte Spruchweisheit: „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“. Wenn mir noch im Frühjahr dieses Jahres jemand gesagt hätte, dass ich ab 1. November nicht mehr bei Euch und Ihnen in der Kirchengemeinde Jettenbach, sondern im Pfarramt für Polizei- und Notfallseelsorge unserer Landeskirche tätig sein würde, dann hätte ich erst einmal ziemlich ungläubig geguckt.
Eigentlich hätte ich keinen Grund gehabt, jetzt etwas ganz anderes zu machen. Meine Familie und ich waren hier in der Gemeinde gut angekommen. Wir haben uns hier wohlgefühlt. Und ich habe sehr gerne hier gearbeitet und Euch und Sie in Freud und Leid begleitet.
Bis mich meine Vorgängerin fragte, ob ich mir vorstellen könnte, ihre Nachfolge zu übernehmen. Sie, die zu Beginn des Sommers eine Referentenstelle im Landeskirchenrat in Speyer angetreten hatte, würde sich freuen. Lange habe ich mir überlegt, was ich tun soll. Und habe die Zeit der Vakanzvertretung für sie genutzt, um weitere Einblicke zu gewinnen. In der Notfallseelsorge bin ich bereits seit vielen Jahren in Einsätzen und zuletzt auch als Koordinator des Teams in Kaiserslautern sowie im Beirat unserer Landeskirche tätig gewesen. Und PolizistInnen so zu begleiten, dass sie ihren wichtigen Dienst an unserer Gesellschaft gut ausüben können, kann ich mir auch vorstellen. Also habe ich mich nach Rücksprache mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen schließlich dazu entschieden, mich zu bewerben. Und bin tatsächlich genommen worden. Fromm ausgedrückt, sage ich: Dann sollte es wohl so sein. Dann hat Gott es auch so gewollt. Und lässt mich nun an anderer Stelle für Menschen in großer Not oder in schwierigen Situationen und für diejenigen, die sich um sie kümmern, da sein. Ganz viele Menschen haben mir in den letzten Wochen gesagt, dass sie mir die neuen Aufgaben zutrauen, dass ich der Richtige für diese Tätigkeiten sei. Das hat mich sehr gefreut und mich in meiner Entscheidung nochmals bestärkt. Danke für diesen „Rückenwind“!
Nach fast 16 Jahren hier in der Kirchengemeinde ist jetzt also der Zeitpunkt gekommen, um Abschied zu nehmen. Viele haben das bereits bedauert. Das verstehe ich. Viele von Ihnen und Euch sind mir in all den Jahren ans Herz gewachsen. Auch für mich bedeutet der Stellenwechsel einen großen Einschnitt.
Vieles gäbe es im Rückblick über meine Jahre bei Ihnen und Euch hier in den vier Dörfern zu sagen. Und doch habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, dazu kurz und bündig etwas aufs Papier zu bringen. Die Erinnerungen sind so zahlreich und vielfältig – gut! Klar, es gab auch mal schwierige Dinge und Zeiten, manchmal große Herausforderungen. Aber insgesamt betrachtet war es eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Im Gegenteil, ich habe hier viel Wertschätzung erfahren. Und ich habe viele bereichernde (Lebens-)Erfahrungen auf meiner ersten Pfarrstelle machen dürfen.
Das jeweilige Presbyterium hat mich immer unterstützt. Über das Engagement der vielen Ehren-amtlichen habe ich mich gefreut. Die Zusammenarbeit mit den beiden Kitas, den Ortsgemeinden, KollegInnen, mit Schule, Dekanat, Verwaltungsamt und Bestattern war sehr gut. Viele haben irgendwo mitgedacht, sich eingebracht und tatkräftig mit angepackt. Und so manche haben mich sicherlich auch in ihr Gebet miteingeschlossen. Andere waren nachsichtig, wenn mir etwas nicht so gut gelungen ist. Oder haben auch mal freundlich und konstruktiv Kritik geübt. Euch und Ihnen allen danke ich an dieser Stelle von ganzem Herzen für die schöne und interessante gemeinsame Zeit. Für alles Vertrauen und die vielen wertvollen Begegnungen. Für jeden berührenden Moment. Für jedes ermutigende Wort. Für alle Unterstützung an so vielen Stellen.
Und was bleibt neben den Erinnerungen? Es bleibt einer meiner Lieblingssätze aus der Bibel: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Tim 1,7). Dieser Vers hat uns nicht nur durch die gemeinsamen Jahre begleitet, ermutigt und getragen. Er war mir und uns allen eine große Stütze zuletzt im absoluten Ernstfall des Lebens, in der Corona-Zeit. Kraftvoll, mit dem Herzen und überlegt sind wir in Gottes Namen den Weg gemeinsam gegangen, mit allem, was er an Schönem und Lustigem, aber auch an Schwierigem und Belastendem mit sich gebracht hat. Gott sei Dank! Und ich vertraue fest darauf, dass Gott uns auch weiterhin die nötige Kraft, Liebe und Besonnenheit geben wird, um unsere nun neuen und anderen Wege gut gehen zu können.
Gottes Segen sei mit uns allen! Und lasse uns ein Segen füreinander sein!
Mit einem dankbaren und herzlichen „Adieu“
Euer/Ihr
Norman Roth
mit Julia, Jannis und Jonas